Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P59
DOI: 10.1055/s-0036-1583832

Erste Erfahrungen mit einem neuen intrauterinen Shunt bei fetalem Hydrothorax – neuer Shunt, andere Komplikationen? – ein Fallbericht

B Strizek 1, A Geipel 1, U Gembruch 1
  • 1Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsfrauenklinik Bonn

Hintergrund:

Die intrauterine Therapie des fetalen Hydrothorax erfolgte bisher mit Pigtail-Kathetern mit einer relativ hohen Dislokationsrate. Seit dem Jahr 2015 gibt es einen neu entwickelten geraden Shunt (18G Punktionsnadel, 1,2 mm Durchmesser, 220 mm Länge). Dieser besteht aus einem Nitinol-Drahtgeflecht mit Silikonbeschichtung. Der Shunt erfordert nach Herstellerangaben eine 35% höhere Auszugkraft, was die Dislokationsrate senken soll.

Fallbericht:

Wir berichten über den Fall einer 37-jährigen 4 Gravida/3 Para, die sich in der 20. SSW bei uns vorstellte. Es zeigte sich ein Hydrops fetalis mit ausgeprägtem bilateralen Hydrothorax mit Mediastinashift, Aszites und Hautödem. Nach Ausschluss einer Chromosomenstörung erfolgte mit 20+1 SSW eine thorako-amniale Shuntanlage bds. Es wurden bds. gerade Shunts verwendet. Postinterventionell zeigten sich beiden Shunts regelrecht in situ mit guter Drainage der Ergüsse. Nach einer Woche zeigte sich der rechte Shunt nach intrathorakal disloziert mit einem Rezidiv des Hydrothorax. Mit 21+0 SSW wurde daher erneut ein Shunt rechts komplikationslos angelegt. Im Verlauf zeigte sich kein Rezidiv des Hydrothorax mehr und eine Rückbildung des Aszites und des Hautödems bei regelrechter Lage der Shunts.

Die Geburt erfolgte per primärer Sectio caesarea mit 38+1 SSW, es erfolgte eine primäre CPAP-Unterstützung über 15 Minuten bei sonst unauffälliger neonataler Adaptation (arterieller pH, 7,33, APGAR 7/8/9, 3800 g).

Thorakal ließen sich beidseits im Bereich der Einstichstellen der Shunts lediglich kleine Einziehungen feststellen, die komplett epithelisiert waren. Im Röntgen-Thorax und sonografisch zeigten sich zwei Shunts mit dem distalen Ende subkutan und einer nach intrathorakal im Bereich der Pleura disloziert.

Am 2. Lebenstag wurde der subkutane Shunt links in Sedierung und am 5. Lebenstag die verbliebenen zwei Shunts offen operativ in Narkose entfernt. Am 8. Lebenstag konnte das Neugeborene ohne ein Rezidiv des Hydrothorax stabil nach Hause entlassen werden.

Diskussion:

Unser Fall zeigt, dass ein Dislozieren des neuen Shunts nach intrathorakal auch bei primär guter Lage möglich ist und im Verlauf der Schwangerschaft eine komplette Epithelisierung eine bisher nicht beschriebene Komplikation von thorako-amnialen Drainagen darstellt, die eine postnatale operative Entfernung erforderlich machte. Mehr Erfahrungen mit diesem System sind notwendig, um Erfolgs- und Komplikationsraten besser beurteilen zu können.