Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P57
DOI: 10.1055/s-0036-1583830

Möglichkeiten der frühen 3D-sonographischen Beurteilung der fetalen Mittelgesichtsintegrität bei entwicklungsgestörten Feten des ersten und frühen zweiten Trimenons

D Hartge 1, M Gembicki 1, J Weichert 1
  • 1Abteilung für Pränatalmedizin und Spezielle Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Lübeck

Zielsetzung:

Es soll der Stellenwert der multiplanaren Beurteilung des retronasalen Dreiecks (retronasal triangle view = RNTV) bei cranio-fazialen Anomalien im späten ersten und frühen zweiten Trimenon bei entwicklungsgestörten vitalen und avitalen Feten evaluiert werden, wo zumeist andere "landmarks" in dieser frühen Schwangerschaftsphase zur pränatalen Ultraschalldiagnostik fehlen.

Methoden:

121 vollständige 3D-Volumendatensätze von Feten mit genetischen und/oder strukturellen Auffälligkeiten wurden offline ausgewertet. Nach standardisierter Volumenaufarbeitung (bei ausschließlich frontaler Datenakquise beim Feten) wurde die cranielle Anatomie bezüglich des Vorhandenseins eines intakten retronasalen Dreiecks, der Symmetrie, des Vorliegens von Spaltbildungen, sowie der Wahrscheinlichkeit eine Mittelgesichtshypoplasie geprüft.

Ergebnisse:

In 112/121 Fällen war eine dreidimensionale Rekonstruktion aller drei orthogonaler Ebenen inklusive der Darstellung einer exakt mediosagittalen Ebene möglich. In einem zweiten Schritt wurde die coronare Ebene mit dem RNTV aufgesucht.

Bei 29/48 avitalen Feten und bei 56/64 vitalen Feten konnte der RNTV regelrecht dargestellt werden. Bei insgesamt 28 Feten war die „mandibular gap“ fehlend (7 avitale/21 vitale Feten), bei weiteren 16 Feten (4 vs. 12) musste von einer fazialen Spaltbildung ausgegangen werden. Hingegen konnte das Nasenbein nur in 27 Volumina (4 vs. 23) nachgewiesen werden. In 55/112 Fällen konnte eine Chromosomenstörung oder eine monogene Störung bestätigt werden. Bei den restlichen Feten wurde keine Karyotypisierung durchgeführt.

Diskussion:

Störungen der Integrität des maxillo-mandibulären Komplexes sind ein häufiges Phänomen im Rahmen von genetischen bzw. syndromalen Anomalien. Die multiplanare 3D Evaluation dieser Region bei fehlgebildeten Feten ermöglicht eine verlässliche und reproduzierbare Beurteilung der cranio-fazialen Integrität und lässt zudem die Beurteilung früher Marker wie des RNTV sogar bei nicht-vitalen Feten zu.