Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P35
DOI: 10.1055/s-0036-1583808

Erste Erfahrungen mit einem neuen Shuntsystem zur intrauterinen Shunteinlage bei fetaler Megazystis im ersten Trimenon

TH Ayub 1, A Geipel 1, U Gembruch 1, C Berg 1, 2
  • 1Abteilung für Geburtshilfe und Pränatale Medizin, Universitätsklinikum Bonn
  • 2Bereich Pränatale Medizin und Gynäkologische Sonografie, Universitätsfrauenklinik Köln

Zielsetzung: Die gängigste intrauterine Therapie der fetalen Megazystis ist die vesiko-amniote Shunteinlage, die ab der 16. SSW an vielen Zentren weltweit durchgeführt wird. Zu diesem Zeitpunkt hat allerdings in vielen Fällen bereits eine erhebliche Nierenschädigung stattgefunden. Interventionen im ersten Trimenon, die eine Nierenschädigung verhindern könnten, wurden bisher aufgrund der Shuntgröße und der Gefahr eines vorzeitigen Blasensprunges vermieden. Weitere Probleme sind häufige Shuntdislokationen. Seit kurzem steht ein neues Shuntmodell zur Verfügung, das zum einen über eine sehr dünne (18G) Kanüle appliziert wird, zum anderen eine geringere Rate an Shuntdislokationen erhoffen lässt, da es mit selbstentfaltenden Schirmen an beiden Enden ausgestattet ist. Ziel dieser Studie war es, den Einsatz dieses Shuntsystems im ersten Trimenon zu evaluieren.

Methoden und Patienten: Einlingsschwangerschaften mit einer Megazystis über 20 mm mit normaler Fruchtwassermenge, wurden ab der 12. SSW in diese Studie eingeschlossen. Die Shunteinlage erfolgte nach entsprechender Aufklärung der Patientin. Ein Ethikkonsil wurde eingeholt.

Resultate: 4 Patientinnen wurden bisher behandelt. Die Shunteinlage erfolgte im Mittel bei 13+0 SSW (12+5 – 13+3). Eine Patientin wurde in der 32+1 SSW nach vorzeitigem Blasensprung entbunden. Das Neugeborene hat eine normale Nierenfunktion ohne weitere Schäden. Die zweite Patientin hatte eine Shuntdislokation nach intraabdominal in der 25. SSW mit urinösem Aszites. In der 28. SSW trat eine massive Hirnblutung auf, die Schwangerschaft wurde daraufhin abgebrochen. Bei der dritten Patientin trat am Tag des Eingriffes ein passagerer Blasensprung auf, der sich spontan nach 4 Tagen wieder verschloss. Diese Patientin ist derzeit in der 25. SSW, hat eine normale Fruchtwassermenge und der Shunt liegt weiterhin korrekt. Die vierte Patientin ist derzeit in der 15. SSW mit unauffälliger Fruchtwassermenge und korrekter Shuntlage.

Diskussion: Unsere bisher spärlichen Erfahrungen deuten darauf hin, dass auch bei Shunteinlagen im ersten Trimenon die häufigsten Komplikationen der vorzeitige Blasensprung und die Shuntdislokationen sind. Ob die Rate terminaler Niereninsuffizienzen reduziert werden kann ist derzeit noch unklar.