Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P25
DOI: 10.1055/s-0036-1583798

sFlt-1/PlGF-Ratio unter präpartaler Dexamethason-Therapie beim early onset-HELLP-Syndrom

R Prager 1, A Eckart 1, P Meint 1, B Seelbach-Göbel 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde der Universität Regensburg – St. Hedwig

Fragestellung:

Der klinische Verlauf eines HELLP-Syndroms lässt sich durch die präpartale Gabe von Cortison an die Mutter verbessern. Die Angiogenesefaktoren (AF) sFLT1 und PlGF und der Quotient daraus sind als Monitoring von Präeklampsie und HELLP-Syndrom etabliert. Wird der Verlauf der AF durch die präpartale Gabe von Dexamethson beeinflusst und wie korreliert er zum klinischen Verlauf? Lassen sich Risiko-Patienten im Hinblick auf die Terminierung der Schwangerschaft (Entbindung) identifizieren?

Patienten und Methoden:

20 Patienten mit manifestem HELLP-Syndrom. Bei Abfall der Thrombozyten < 100000/µl wurde eine Dexamethason-Therapie (3 × 10 mg/d i.v.) eingeleitet. 1x/d erfolgt i.R. der Routinelaborkontrolle eine Mitbestimmung von PlGF u. sFlt-1 (Elecsys®). Die Laborkontrollen wurden über die Geburt hinaus bis zur Entlassung fortgeführt. 4 Messpunkte wurden definiert: V1 = vor Cortison-Therapie, V2 = vor Geburt, V3 = 1.pp Tag V4 = Entlassung.

Ergebnisse:

An Hand des Verlaufs der sFlt-1/PlGF-Ratio lassen sich 2 Gruppen unterscheiden:

Gr_1, kontinuierlicher Abfall der Ratio von V1-V4 (n = 4), d.h. schon präpartal u. Gr_2, Anstieg der Ratio von V1-V2/V3, dann Abfall bis V4 (n = 16).

In Gr_1 normalisierten sich sowohl die Thrombozytenwerte als auch die Transaminasen unter Therapie deutlich schneller als in Gr_2. Auch der präpartale Eiweißverlust im 24h-Sammelurin war in Gr_1 wesentlich geringer als in Gr_2. Das mittlere Geburtsgewicht der Kinder lag bei 1549 g (7. PZ) in Gr_1 vs. 1707 g (14. PZ) in Gr_2. In Gr_2 war der Geburts-pH und der APGAR-Score (5/10-min-Werte) tendenziell etwas niedriger und der BE etwas höher als in Gruppe Gr_1.

Trotz deutlich höher Durchschnittswerte der sFlt-1/PlGF-Ratio bei Studieneinschluss (Gr_1: 1119, Gr_2: 403) konnte eine Prolongation der Schwangerschaft in Gr_1 um 13,3 d, in Gr_2 um 7,4 d erreicht werden. Die Dauer des postpartalen Aufenthalts war bei beiden Gruppen annähernd gleich.

Serielle Messungen der sFlt-1/PlGF-Ratio nach 4 und 6 Tagen erlauben die Zuordnung der Patientinnen in Gruppen von Therapierespondern bzw. Non-Respondern.

Schlussfolgerung:

Vor allem in der Responder-Gruppe (Gr_1) kann mit einer präpartalen Dexamethason-Therapie neben einer Verbesserung der klinischen Symptomatik auch bei einer anfangs sehr hohen sFlt-1/PlGF-Ratio eine deutliche Prolongation der Schwangerschaft erreicht werden. Welche Patientinnen auf eine präpartale Cotisongabe mit einem Abfall des sFlt1/PlGF Quotienten reagieren ist die Fragestellung weiterer Studien.