Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P23
DOI: 10.1055/s-0036-1583796

Euglykäme Ketoazidose während der Schwangerschaft – eine Chimäre mit fatalem Ausgang

F Weschenfelder 1, E Schleußner 1, T Groten 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Abteilung Geburtshilfe, Universitätsklinikum Jena, Germany

Zielsetzung: Eine diabetische Ketoazidose tritt bei schwangeren Diabetikerinnen in 1 – 3% der Fälle auf, 30% verlaufen euglykäm. Die Symptomatik geht oft mit für die Schwangerschaft üblichen Beschwerden wie Unwohlsein, abdominalen Schmerzen und vermehrtem Erbrechen einher. Bei fehlendem Blutzuckeranstieges kann bei schwangeren Patientinnen die Ketoazidose übersehen werden, mit möglicherweise tödlichen Folgen.

Methoden: Fallvorstellung.

Resultate: Die 23-jährigen Typ I Diabetikerin stellt sich bereits im ersten Trimenon wiederholt mit ausgeprägtem Erbrechen und Oberbauchschmerzen in verschiedenen Kliniken vor. Die Behandlung erfolgte zunächst unter der Diagnose einer Hyperemesis. Die durchgeführte gastrointestinale Diagnostik ergab zusätzlich den Befund einer Hiatusgleithernie mit Refluxösophagitis. Der Zuckerstoffwechsel der Patientin war immer im Bereich der Zielwerte gut eingestellt. Es traten kaum Hyperglykämien auf. In der 27. SSW stellte sie sich mit exazerbiertem Erbrechen und abominalen Schmerzen im Heimatkrankenhaus vor. Bei Nahrungskarenz war die Insulintherapie pausiert worden. Nach Verlegung in unser Perinatalzentrum wurde eine schwere Ketoazidose bei euglykämen Blutzuckerwerten festgestellt (pH 7,25, BE -16 mmol/l, BZ 10,8). Es kam unmittelbar nach Eintreffen der Patientin im Kreißsaal zum intrauterinen Fruchttod. Nach Diagnosestellung und adäquater Behandlung stabilisierte sich die Patientin langsam, die Abortinduktion konnte zwei Tage später erfolgen.

Diskussion: Bei der euglykämen Ketoazidose bei schwangeren Diabetikerinnen handelt es sich um eine seltene Notfallsituation mit potentiell fatalen Folgen für Mutter und Kind. Überlebensnotwendig ist die rechtzeitige Diagnose. Eine Blutgasanalyse sollte bei schwangeren Diabetikerinnen, die sich mit verschlechtertem Allgemeinzustand vorstellen routinemäßig erfolgen. Die Aufklärung der Patientinnen über das Risiko, die Symptome und die Einleitung von Vorsichtsmaßnahmen wie Acetonbestimmung im Urin, helfen das Risiko frühzeitig zu erkennen.