Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P15
DOI: 10.1055/s-0036-1583788

Ist eine achtsamkeitsorientierte Geburtsvorbereitung wertvoll? Die Meinung von Geburtshelfer!

NECH Deguelle 1, L Wirken 2
  • 1Gynäkologie und Geburtshilfe, St. Agnes Hospital, Bocholt
  • 2Hebammenpraxis Trivia in Oosterhout, Niederlanden

Zielsetzung:

Die Schwangerschaft und perinatale Periode sind Hochrisikoperioden für die Entwicklung von psychischen Beschwerden wie Angst und Depressionen. Stresserhöhung durch Angst für die Entbindung kann zu unerwünschten peripartalen Komplikationen führen, der Umgang mit Entbindungsschmerz wird durch Angst verschlechtert und Angst hat einen Effekt auf die Wirkung von Oxytocin und damit Wehenkraft. Die Folgen sind Geburtsverlängerung und höherer Schmerzmittelbedarf mit entsprechenden Risiken. Auch unerwünschte obstetrische Interventionen wie Kaiserschnitte treten häufiger auf. Die primäre Sectio Caesarea wird von Patientinnen häufiger gewünscht wegen Angst vor der Entbindung, oder wegen einer traumatischen Geburt in der Vorgeschichte.

Das Mind-in-Labor-Programm ist ein 2-tägiger Kurs für schwangere Paare, eine vielversprechende Methode um Achtsamkeit als Bewältigungsstrategie für den Umgang mit Angst vor Entbindungsschmerz zu unterrichten. Die Achtsamkeit hat ihre Effektivität bereits gezeigt in der Behandlung von chronischem Schmerz und rezidivierenden Depressionen.

Methoden und Materialien:

Um ein Urteil von Geburtshelfer zu bekommen, ob Achtsamkeit in der Geburtshilfe einen Mehrwert hat, erhielten 52 Geburtshelfer in den Niederlanden das gleiche 2-tägige Mind-in-Labor-Programm wie schwangere Paare. Dies wurde ergänzt mit theoretischer Hintergrundinformation und mit wissenschaftlichen Forschungsdaten über Achtsamkeit. Mittels Fragebögen wurden quantitative und qualitative Daten erhoben. Der Wert des Programms, als Ergänzung zu den bereits bestehenden Methoden von Geburtsvorbereitung für sowohl Geburtshelfer als auch für schwangeren Paare, wurde von den Geburtshelfern beurteilt.

Resultate:

Die Achtsamkeit bietet eine effektive ergänzende Stressbewältigungsstrategie in der peripartalen Periode, sowohl für schwangere Paare als auch für deren betreuenden Geburtshelfer. Die Übungen kann man leicht im Alltag integrieren. Dies führt zu vielen Möglichkeiten die Achtsamkeit zu üben und zu kultivieren.

Diskussion:

Die peripartale Periode braucht Methoden, die den Schwangeren und deren Partner die Angst vor der Geburt nimmt und die die Tendenz zu immer weiterführenden medizinischen Interventionen rund um die Geburt rückgängig macht. Die Achtsamkeit bietet hierzu einen Versuch.