Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P03
DOI: 10.1055/s-0036-1583776

Kritische Würdigung einer Wunschsectio unter epigenetischen Aspekten

H Lehnen 1, E Schneider 2, U Zechner 3
  • 1Frauenklinik, Städt. Kliniken Mönchengladbach
  • 2Institut für Humangenetik, Universitätsklinik Würzburg
  • 3Institut für Humangenetik, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

Zielsetzung:

Sensibilisierung der Schwangeren und des Geburtshelfers hinsichtlich der möglichen Spätfolgen einer Wunschsectio im späteren Lebenszyklus- wie Allergien, Adipositas, Asthma, Diabetes mellitus, kardiovaskuläre und gastrointestinale Erkrankungen, Schizophrenie, Autoimmunerkrankungen und Krebs.

Material/Methodik:

Literaturübersicht mit Beschreibung der Sectio caesarea unter Zugrundelegung der Epigenetik Impact of Childbirth Hypothese (EPIIC) der Hygienehypothese und Allergien, Kaiserschnitt und Vitamin D Mangel sowie Vitamin D Mangel und Immunmangel.

Resultate:

Waddington beschrieb 1942 als Erster die Problematik der Epigenetik. Er postulierte eine Verbindung zwischen Genetik und Evolutionsbiologie und beschrieb anschaulich die epigenetische Programmierung. Die Epigenetik verändert nicht die Nukleotidsequenz, sondern hat Einfluss auf die Genexpression ohne Veränderung der Nukleotidsequenz auf der Ebene der DNA-Methylierung, der Histon-Modifizierung und der RNA-vermittelten Mechanismen. Interessant sind hierbei die Untersuchungen an Agouti Mäusen und bezugnehmend auf den Holländischen Hungerwinter als Basis die Methylgruppendonatoren. Dieser Effekt wird auch als Transgenerationeneffekt beschrieben.

Die mangelhafte Auseinandersetzung bei einem Kaiserschnitt mit vaginalen Keimen/Darmflora führen zu erhöhten atrophischen Erkrankungen sowie Milchallergie.

Bekannt sind tolerogene Effekte auf den dendritischen Zellen bei Vitamin D-Mangel. Im Immunsystem konnte eine erhöhte Rate von IgA und IgG Sekretionszellen bei durch Kaiserschnitt entbundenen Patienten beschrieben werden.

Diskussion:

Es liegen absolute Indikationen für die Durchführung einer Sectio vor, die nicht vermeidbar sind. Bei einer Wunschsectio sollten die daraus resultierenden möglichen Erkrankungen im Kindesalter und im späteren Erwachsenleben wie Allergien, Adipositas, Asthma, Diabetes mellitus, kardiovaskuläre und gastrointestinale Erkrankungen, Schizophrenie, Autoimmunerkrankungen und Krebs in einem Aufklärungsgespräch, auch unter dem Aspekt des aktuellen lifestyle-Erlebens der aktuellen Generation, nicht unerwähnt bleiben.