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DOI: 10.1055/s-0036-1583589
Listeriose in der Schwangerschaft
Hintergrund:
Die durch das Bakterium Listeria monocytogenes verursachte meldepflichtige Erkrankung Listeriose ist mit einer Inzidenz von 12/100000 Schwangerschaften zwar eine seltene, aber dennoch ernst zu nehmende Erkrankung. Im Robert-Koch-Institut (RKI) werden jährlich 350 – 500 Listerioseerkrankungen gemeldet. Je nach Literatur schwankt der Anteil Schwangerer zwischen 10 – 26%. Das Bakterium entwickelt sich intrazellulär und bleibt so der immunologischen Abwehr verborgen. Spontanabort, Frühgeburt, IUFT, fetale Beeinträchtigung und mekoniumhaltiges Fruchtwasser sind häufige Folgen der Infektion.
Der Nachweis gelingt aus Blut- und Fruchtwasserkultur, sowie mikrobiologischen Abstrichen aus dem Cavum uteri und der Plazenta.
Ziel unserer retrospektiven Beobachtung war es, in unserem Patientinnenkollektiv der letzten Dekade, Verläufe der Listeriose in der Schwangerschaft zu beschreiben.
Patientinnen:
6 Listerioseerkrankungen in der Schwangerschaft wurden zwischen 2001 und 2015 in der Abteilung Geburtsmedizin des Universitätsklinikums Leipzig nachgewiesen.
Resultate:
Die peripartalen Verläufe ähnelten sich zum größten Teil sehr. Anamnestisch wiesen wenige Frauen grippeähnliche Symptome mit Fieber bzw. keine Symptome auf. Regelhaft führte ein pathologisches CTG zur Entbindung. Diese waren meistens silent, tachykard oder mit Dezelerationen. Das Fruchtwasser war verändert (grün), häufig lag ein Polyhydramnion vor. Abgesehen von einem Fall (39+0 SSW) führten alle Infektionen zu einer Frühgeburt (Mittelwert 33+1SSW). Ein Kind entwickelte eine Listeriensepsis mit intraventrikulärer Hirnblutung, intermittierendem paralytischen Ileus und später dann einen Hydrozephalus mit epileptischen Anfällen. Die restlichen Kinder hatten ein unauffälliges neurologisches Outcome.
Diskussion:
Bei unspezifischen grippeähnlichen Symptomen oder Durchfällen in der Schwangerschaft sollte im Zweifelsfalle eine Blutkulturuntersuchung in Erwägung gezogen werden, um mit einer frühzeitigen Therapie mit mindestens 6 g Ampicillin proTag über mindestens 21 Tage Schaden von der Mutter und besonders vom Fet abzuwenden. Der Geburtshelfer sollte bei peripartalen Verläufen mit Zeichen eines Amnioninfektionssyndroms differentialdiagnostisch auch immer an eine Listeriose denken.