Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A99
DOI: 10.1055/s-0036-1583420

Hereditäres HBOC-Risikoscreening bei Mammakarzinompatienten – eine prospektive Kohortenstudie

E Oberlechner 1, K Bosse 1, 2, L Jordan 1, I Gruber 1, A Hartkopf 1, G Helms 1, C Röhm 1, EM Grischke 1, S Kommoss 1, H Nguyen 2, O Rieß 2, A Staebler 3, U Vogel 3, S Brucker 1, D Wallwiener 1, M Hahn 1
  • 1Universitätsfrauenklinik, Department für Gynäkologie und Geburtshilfe, Tübingen, Deutschland
  • 2Institut für Medizinische Genetik und angewandte Genomik, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • 3Institut für Pathologie und Neuropathologie, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland

Hintergrund: Studienziel war die Evaluation der Effektivität des strukturierten genetischen Risikoscreenings mit der DKG-Checkliste bei Patienten mit primärem Mammakarzinom.

Material und Methoden: In einer prospektiven Kohortenstudie wurden am Universitäts-Brustzentrum Tübingen im Jahr 2015 alle Patienten mit primären Mammakarzinom anhand der DKG-„Checkliste zur Erfassung einer möglichen erblichen Belastung für Brust-und/oder Eierstockkrebs“ hinsichtlich des hereditären Risikoprofils analysiert. Bei einem Risiko-Score ≥3 Punkte wurde eine genetische Beratung empfohlen.

Ergebnisse: 26,2% (161/615) der Patienten mit invasivem Mammakarzinom und 32,1% (25/78) der Patienten mit einem DCIS wiesen einen Risiko-Score ≥3 und somit eine Indikation zur genetischen Beratung auf. Der Mittelwert des Risiko-Scores lag bei Patienten mit invasivem Mammakarzinom bei 2,18 und beim DCIS bei 2,86. Die familiäre Belastung stammte beim invasiven bzw. intraduktalen Mammakarzinom in 73,4% bzw. 70,4% aus der mütterlichen, in 18,1% bzw. 22,2% aus der väterlichen und in 8,5% bzw. 7,4% aus beiden Linien. Das TNBC wies keinen signifikanten Unterschied im BRCA-Risiko-Score auf.

Diskussion: Die BRCA-Checkliste der Deutschen Krebsgesellschaft identifiziert ein erhöhtes hereditäres Risikoprofil bei knapp einem Drittel der Mammakarzinompatienten. Etwa jede dritte Patientin mit DCIS weist einen erhöhten Risiko-Score auf. Hereditäre triple negative Mammakarzinome werden vom Risikoscreening nicht erfasst; neben Patienten mit erhöhtem BRCA-Risiko-Score stellt das TNBC unabhängig vom Risiko-Score eine Indikation zur humangenetischen Beratung in den ausgewiesenen Zentren dar.

E. Oberlechner, K. Bosse: geteilte Autorenschaft