Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A67
DOI: 10.1055/s-0036-1583388

Intraoperative Radiotherapie als Boost im Rahmen der brusterhaltenden Operation nach neoadjuvanter Chemotherapie

HC Kolberg 1, G Lövey 2, L Akpolat-Basci 1, M Stephanou 1, PA Fasching 3, M Untch 4, C Liedtke 5, M Bulsara 6, JS Vaidya 7
  • 1Marienhospital Bottrop gGmbH, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Bottrop, Deutschland
  • 2BORAD, Bottrop, Deutschland
  • 3Universitätsklinik Erlangen, Erlangen, Deutschland
  • 4Helios Klinikum Berlin-Buch, Berlin, Deutschland
  • 5Universitätskliníkum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • 6University of Notre Dame, Freemantle, Australien
  • 7University College London, London, Vereinigtes Königreich

Fragestellung: Die intraoperative Radiotherapie (IORT) als vorgezogener Boost im Rahmen der brusterhaltenden Therapie (BET) ist in vielen Brustzentren etabliert. Wir präsentieren Daten zum Einsatz der IORT bei der BET nach neoadjuvanter Therapie.

Methodik: In diese retrospektiven Analyse wurden 116 Patientinnen eingeschlossen, die nach neoadjuvanter Therapie brusterhaltend operiert wurden. 61 Patientinnen hatten den Boost als IORT mit dem Intrabeam® erhalten, 55 Patientinnen hatten einen externen Boost (EBRT) erhalten. Bei allen 116 Patientinnen wurde eine Granzbrustbestrahlung durchgeführt. Wir verglichen local recurrence free survival (LRFS), disease free survival (DFS), distant disease free survival (DDFS), breast-cancer mortality (BCM), non-breast-cancer mortality (NBCM) und overall mortality (OS).

Ergebnisse: Der mediane Follow-up war 49 Monate. Die Unterschiede bezüglich LRFS, DFS und BCM waren nicht signifikant. Beim 5-Jahres Kaplan-Meier-Schätzer für das OS zeigte sich ein signifikanter Vorteil von 15% für die IORT: IORT 2 Events 96,7%(95%CI 87,5 – 99,2), EBRT 9 Events 81,7% (95%CI 67,6 – 90,1), HR 0,19 (0,04 – 0,87), log rank p = 0,016, vor allem durch Reduktion von 10,1% bei der NBCM: IORT 0 events 0%, EBRT 89,9% (77,3 – 95,7), HR (nicht errechenbar), log rank p = 0,015. Des Weiteren zeigte sich eine Verbesserung von 17,5% beim DDFS: IORT 7 Events 88,5% (77,4 – 94,4), EBRT 12 events, 71,0% (52,0 – 83,6), HR 0,53 (0,20 – 1,36), log rank p = 0,18.

Schlussfolgerung: IORT als intraoperativer Boost ist onkologisch sicher und könnte sogar einen Einfluss auf das Gesamtüberleben haben. Diese Daten unterstützen die Hypothese, dass die IORT einen günstigen systemischen Effekt haben könnte, die zurzeit in der TARGIT-B-Studie untersucht wird.