Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A57
DOI: 10.1055/s-0036-1583378

Das hereditäre Mammakarzinom ist eine komplexe Erkrankung: Erste Genotyp-Phänotyp- Korrelationen beim Nachweis von Mutationen in den Hochriskogenen BRCA1/2 und dem moderaten Risikogen CHEK2

N Herold 1, K Rhiem 1, J Hauke 1, S Kröber 1, B Wappenschmidt 1, E Hahnen 1, R Schmutzler 1
  • 1Uniklinik Köln, Zentrum Familiärer Brust- und Eierstockkrebs, Köln, Deutschland

Fragestellung: 25% der Mammakarzinomfälle treten familiär gehäuft auf. Die Datenauswertung des Deutschen Konsortiums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs an ca. 25.000 Fällen zeigt in etwa ¼ dieser Fälle eine pathogene Mutation in den Hochrisikogenen BRCA1/2 oder die Foundermutation 1100delC im moderat penetranten Gen CHEK2, hinweisend auf die Existenz weiterer Risikogene.

Methodik: Im Zentrum Köln wurden 5684 Hochrisikofamilien mittels Next Generation Sequencing (NGS) oder DHPLC Sequenzierung/MLPA auf Mutationen in den Genen BRCA1/BRCA2 und CHEK2 untersucht. Im Rahmen der Erstberatung wurden Dreigenerationenstammbäume erstellt und klinische Daten zu den Karzinomerkrankungen erfasst.

Ergebnis: In 132 Familien wurde eine CHEK2- Mutation identifiziert (2,23%), in 130 davon die Foundermutation 1100delC. In Indexanalysen von insgesamt vier Familien wurde eine BRCA1 und CHEK2- Mutation, in zwei Familien eine BRCA2- und CHEK2-Mutation und in drei Familien eine homozygote CHEK2-Mutation identifiziert. In einer Familie wurde sowohl eine ATM- als auch eine CHEK2- Mutation identifiziert. Hier steht die Segregation noch aus.

Die Genotyp-Phänotyp-Korrelation deutet auf ein jüngeres Ersterkrankungsalter der homozygoten CHEK2-Mutationsträgerinnen hin. In einer Familie korreliert die CHEK2-Homozygotie mit einem bilateralen Mammakarzinom bei beiden Mutationsträgerinnen. In zwei Familien sind die BRCA2- und CHEK2-Mutationsträgerinnen ebenfalls bilateral erkrankt. Interessanterweise weist der Indexfall mit einer BRCA1- und CHEK2-Mutation ein triple-positives Mammakarzinom auf.

Schlussfolgerung: Unsere ersten Daten zu einer Interaktion mehrerer Risikogene beim familiären Mammakarzinom deuten auf eine Genotyp-Phänotyp-Korrelation hin und belegen die Notwendigkeit der Erhebung prospektiver klinischer Daten im Rahmen aktueller Genpanelanalysen.