Senologie - Zeitschrift für Mammadiagnostik und -therapie 2016; 13 - A32
DOI: 10.1055/s-0036-1583353

PRO-Messung bei Brustkrebs: Bereitschaft zur Nutzung von technikbasierten Erhebungen und Hürden bei Patientinnen in der adjuvanten und metastasierten Situation

J Graf 1, E Simoes 1, L Keilmann 2, D Wallwiener 1, SY Brucker 1, M Wallwiener 2
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Department für Frauengesundheit, Tübingen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Allgemeine Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Heidelberg, Deutschland

Fragestellung: Seit einigen Jahren werden patientenrelevanten Endpunkte zunehmend auch technik-basiert erhoben (ePRO), der Wissensstand zu Akzeptanz, Praktikabilität und Hürden ist jedoch bislang begrenzt. Unklar bleibt, welche Bereitschaft und welche Hürden insbesondere bei Krebspatientinnen in der metastasierten und adjuvanten Situation zur Nutzung von e-basierten Erhebungsinstrumenten bestehen.

Methodik: Der Fragebogen setzte sich insgesamt aus drei Teilen zusammen: Zum einen wurden sozioökonomische Daten der Patientinnen erfragt. Zweitens wurden die Patientinnen gebeten, ihre gesundheitsbezogene Lebensqualität anhand der Erhebungsinstrumente EORTC QLQ C-30 und EQ-VAS (EQ-5D-5L) zu bewerten. Drittens fand ein selbst generierter Zusatzfragebogen zur Messung der individuellen Computerkenntnisse Anwendung.

Insgesamt wurden n = 96 Patientinnen während eines ambulanten Aufenthalts in der Universitätsfrauenklinik papierbasiert befragt. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS und MS Excel.

Ergebnis: Insgesamt gaben 55% der Patientinnen an, sich a priori eine Teilnahme an ePRO vorstellen zu können. Patientinnen die eine papierbasierte Befragung (pPRO) wünschten, waren älter (ePRO: 53 Jahre versus pPRO 62 Jahre p = 0,0014) und waren durch einen schlechteren Gesundheitszustand (p = 0,0327), einen niedrigeren Bildungsstatus (p = 0,0002), und geringere Technikskills (p = 0,0003) charakterisiert. Bei den Patientinnen mit ablehnender Haltung wurden als wesentliche Hürden die krankheitsbezogene Belastung (Psyche), krankheitsbezogene Einschränkungen (Taubheitsgefühl in Fingern), grundsätzliche Technikskepsis und Datenschutzbedenken identifiziert.

Schlussfolgerung: Bei Patientinnen mit höherem Alter und niedrigerer Lebensqualität bestehen Hürden für eine prospektive ePRO-Teilnahme. Bei entsprechenden Vorbedingungen das Alter, den Bildungs- und den aktuellen Gesundheitsstand betreffend, sollten Möglichkeiten der Unterstützung angeboten werden. Aufgrund der identifizierten Hürden sollte die Handhabbarkeit von ePRO-Applikationen patientinnenorientiert erleichternd gestalten werden, um die Umstellung auf technikbasierte Erhebungsverfahren nicht zu gefährden.