Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A47
DOI: 10.1055/s-0036-1582213

Bevacizumab führt zu einer erhöhten Rate an Fistelbildungen bei Patientinnen mit rezidiviertem Zervixkarzinom

R Schwameis 1, A Sturdza 1, S Hofmann 1, C Grimm 1, A Reinthaller 1, S Polterauer 1
  • 1Abteilung für allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Medizinische Universität Wien

Fragestellung: Bevacizumab (BEV) ist seit 2013 Bestandteil der Therapie des rezidivierten bzw. primär weit fortgeschrittenen Zervixkarzinoms. Die additive Gabe von BEV verlängert das Gesamtüberleben der Patientinnen dieser Gruppe, geht jedoch ebenfalls mit einer erhöhten Rate an Nebenwirkungen einher. Aus Studien in denen Patientinnen mit anderen gynäkologischen Malignomen mittels BEV behandelt wurden geht hervor dass unter Anderem die Rate an Fistelbildungen erhöht wird. Das Kollektiv der Patientinnen mit Zervixkarzinom ist in dieser Beziehung besonders interessant, da diese Patientinnen häufig eine Strahlentherapie in der Anamnese aufweisen. Diese Studie testete ob die Rate an Fistelbildungen bei Patientinnen mit rezidiviertem Zervixkarzinom durch die zusätzliche Gabe von BEV zu einer Chemotherapie (CHT) erhöht wird. Methoden: In diese retrospektive Analyse wurden alle Zervix Karzinom Patientinnen eingeschlossen die primär, nach operative LK staging, mittels image guided adaptive brachytherapy und radiochemotherapy versorgt wurden, und zwischen 2010 und 2014 auf Grund eines Rezidivs mittels CHT ± BEV am Comprehensive Cancer Center Vienna (Medizinische Universität Wien) behandelt wurden. Es wurde die Fistelrate zwischen beiden Gruppen verglichen. Results: Insgesamt wurden 35 Patientinnen eingeschlossen, von diesen erhielten 10 Patientinnen CHT+BEV und 25 ausschließlich CHT. Insgesamt wurden 6 Fisteln beobachtet, jeweils 3 rekto-vaginale und 3 vesico-vaginale Fisteln. In der Gruppe CHT+BEV wurden bei 4 von 10 Patientinnen (40%), bei der Gruppe CHT in 2/25 Patientinnen (8%) eine Fistelbildung beobachtet (p = 0,023). Weder die Anzahl der erhaltenen BEV Zyklen noch die primär verabreichte Strahlendosis hatte einen signifikanten Einfluss auf die Fistelrate. Darüber hinaus konnten keine anderen Risikofaktoren für das Auftreten von Fisteln identifiziert werden. Diskussion: Die zusätzliche Gabe von BEV führt zu einer relevant erhöhten Rate an Fisteln. Diese Risikoerhöhung sollte in der Patientenselektion und Aufklärung Einfluss finden.