Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A28
DOI: 10.1055/s-0036-1582194

Rechter Aortenbogen mit aberranter Arteria subclavia sinistra

J Schalupny 1, B Stadlober 1, B Gruber-Resch 1, H Enzelsberger 1
  • 1Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Krankenhaus Steyr

Einleitung: Es lassen sich zwei Hauptvarianten von rechten Aortenbögen unterscheiden:

Der rechte Aortenbogen mit aberranter A. subclavia sinistra und der rechte Aortenbogen mit spiegelbildlichem Verzweigungsmuster der brachiocephalen Gefäße. Beim rechten Aortenbogen mit aberranter A. subclavia entspringt die linke A. carotis communis als erste aus dem Aortenbogen, gefolgt von der rechten A. carotis communis, der rechten A. subclavia und einem retroösophagealen Gefäßsegment, aus dem die linke A. subclavia und der Ductus arteriosus abgehen. Die Trachea und der Ösophagus sind vom rechtsseitigen Aortenbogen und dem linksseitigem Ductus arteriosus umschlungen. Im pränatalen Ultraschall im Drei-Gefäß-Blick zeigt sich ein Gefäßring um die Trachea herum, das sogenannte U-Zeichen. In Fällen mit rechtem Aortenbogen und spiegelbildlichem Verzweigungsmuster der brachiocephalen Gefäße liegen sowohl Aorta und Ductus arteriosus meist auf der rechten Seite der Trachea und formen daher keinen Gefäßring. Fallbericht: Eine 32-jährige Schwangere wurde in unserer Pränatalambulanz der ÖGUM Stufe II in der 21. SSW zum Organscreening auf Wunsch vorstellig. Die Echokardiografie zeigte einen unauffälligen Vier- und Fünfkammerblick. Im Drei-Gefäß-Blick stellte sich die Aorta auf der rechten Seite der Trachea dar und der Ductus arteriosus auf der linken Seite mit dem typischen U-förmigen Zusammenfluss hinter der Trachea. Ansonsten waren keine fetalen Auffälligkeiten zu sehen. Eine invasive Diagnostik zum Ausschluss einer Mikrodeletion 22q11 wurde von der Mutter abgelehnt. Die Schwangerschaft ist nun in der 34. SSW und zeigt ein unauffälliges biophysikalisches Profil. Man darf davon ausgehen, dass in den letzten Jahren in unserer Pränatalambulanz mehrere Fälle von Rechtsaortenbögen diagnostiziert wurden. Schlussfolgerung: In der klinischen Praxis sind rechte Aortenbögen in der Fetalperiode häufig mit anderen kardialen und/oder extrakardialen Fehlbildungen, Heterotaxie Syndromen und Mikrodeletionen 22q11 assoziiert. Mit einer Inzidenz von 0,1% in der erwachsenen Bevölkerung gehört der Rechtsaortenbogen zu den am seltensten pränatal gestellten Diagnosen. Die echokardiographische Einstellung des Drei-Gefäß-Blickes erlaubt wie bei unserer Patientin eine zuverlässige Diagnostik.