Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A26
DOI: 10.1055/s-0036-1582192

Fallbericht einer Patientin mit Subarachnoidalblutung 5 Minuten post partum

M Mossig 1, U Denison 1, E Neumann 1, W Erlacher 1, P Sevelda 1
  • 1Krankenhaus Hietzing, Gynäkologisch-geburtshilfliche Abteilung

Eine erstgebärende Patientin, 39a, ohne bekannten Vorerkrankungen und unauffälligem Schwangerschaftsverlauf, entbindet komplikationslos spontan einen vitalen Knaben. Fünf Minuten post partum kommt es bei der Patientin zu einem tonisch-klonischen Grand mal Anfall.

Die Patientin erhält umgehend 5 mg Diazepam. Da es keine Hinweise auf eine Eklampsie gibt, wird der Neurologe verständigt. Eine verstärkte Blutung kann durch Uterotonica sowie Nahtversorgung der Geburtsverletzungen gestoppt werden. Die blutungsfreie, kreislaufstabile Patientin wird in Arztbegleitung zum Schädel-CT gebracht. In diesem zeigt sich eine Subarachnoidalblutung.

Nach Rückkehr der Patientin in den Kreissaal, kommt es zu einer massiven vaginalen Blutung, welche selbst im OP mithilfe eines Bakri-Ballons und weiteren Uterotonica nicht gestoppt werden kann. Die Patientin erleidet einen Kreislaufstillstand. Nach kardiopulmonaler Reanimation gelingt die Stabilisierung der weiterhin blutenden Patientin, sodass eine umgehende Hysterektomie durchgeführt wird. Verlegung auf die Intensivstation. Am nächsten Tag wird die Patientin kreislaufinstabil. Im CT zeigt sich ausgeprägt freie intraabdominelle Flüssigkeit. In der Revisions-OP zeigen sich diffuse Blutungen im gesamten kleinen Becken als Folge einer Verbrauchskoagulopathie. Es wird die A. Illiaca interna bds. ligiert und das kleine Becken mit Operationstüchern austamponiert. Die Tamponade kann bei stabilen Kreislaufverhältnissen nach 2 Tagen entfernt werden.

Im Kontroll-Schädel-CT zeigen sich multiple Insulte. Ein Aufwachversuch 6 Tage p.p. muss aufgrund starker vegetativer Reaktionen abgebrochen werden. Eine Woche p.p. zeigen sich im EEG Zeichen einer diffusen Hirnfunktionsstörung, eine Prognose nicht ableitbar. Nach 17 Tagen kann die Analgosedierung ausgeschlichen werden, die Patientin erwacht und reagiert auf Ansprache. Insgesamt verbringt die Patientin 6 Wochen auf der Intensivstation. Anschließend wird mit der neurologischen Rehabilitation begonnen. Nach vorerst infauster Prognose verbessert sich der klinische Zustand. 3 Monate später bestehen als Folge der Insulte eine Spurenparese rechts, eine mittelgradige Hemiparese links sowie eine starke Visusminderung. Die Patientin ist jedoch stets orientiert und kann mit Unterstützung gehen. Dieser Verlauf lässt weitere Fortschritte erwarten.

Über die Genese der Blutung wird viel diskutiert.