Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A19
DOI: 10.1055/s-0036-1582185

Aufklärungsstatus von Schwangeren vor dem Ersttrimester-Screening

C Chung-Wutzl 1, K Anzböck 2, M Imhof 3, R Schmid 1, F Stonek 1, W Dietrich 1, 4
  • 1Landesklinikum Mistelbach-Gänserndorf, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • 2Landesklinikum Hollabrunn
  • 3Landesklinikum Korneuburg
  • 4Karl-Landsteiner-Institut für Gynäkologische Onkologie und Chirurgie

Fragestellung: Ein Großteil der schwangeren Frauen in Österreich lässt zumindest eine pränataldiagnostische Untersuchung wie Ersttrimester-Screening oder Organscreening durchführen.

Ziel der Arbeit war es, den Aufklärungsstatus von Patientinnen, welche sich einem Ersttrimester-Screening unterziehen, zum Zeitpunkt der Zuweisung zu erheben. Methodik: Multizentrische, retrospektive, anonymisierte Fragebogenstudie an 281 Frauen im ersten Trimester der Schwangerschaft in 3 geburtshilflichen Abteilungen in Niederösterreich, an denen Pränataldiagnostik durchgeführt wird. Fragebögen mit jeweils 10 Fragen wurden von den Patientinnen unmittelbar vor dem geplanten Ersttrimester-Screening beantwortet. Die Auswertung der Daten erfolgte mittels Microsoft®Excel:Mac 2011, SPSS® 19, Qui square Test und Fisher's exact Test. Ergebnisse: Erfolgte eine Aufklärung über die bevorstehende Untersuchung durch den niedergelassenen Facharzt? 224 (80,0%) ja, 44 (15,7%) nein, 12 (4,3%) k.A. Wurden die Konsequenzen der bevorstehenden Untersuchung erklärt? Gesamt: 195 (69,6%) ja, 68 (24,3%) nein, 17 (6,1%) k.A.;

nach Subgruppe Geburtsland: Österreich: 78,2% ja, andere: 47,1% ja (p < 0,001)

Wurde über alternative bzw. weiterführende Methoden, wie Fruchtwasserpunktion und Mutterkuchenprobe informiert? Gesamt: 126 (45,0%) ja, 141 (50,4%) nein, 12 (4,6%) k.A.;

nach Subgruppe Parität: Erstschwangere 36,7% ja, Zweit- oder Mehrfachschwangere 59,8% ja (p = 0,008) Ist das Ersttrimester-Screening Teil der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen?

Gesamt: 149 (53,2%) ja, 123 (43,9%) nein, 8 (2,9%) k.A.; nach Subgruppe Geburtsland: Österreich: 117 (49,4%) nein, andere: 6 (17,1%) nein (p < 0,001), nach Subgruppe höchster Bildungsabschluss: Pflichtschule: 19 (26,8%) nein, höher als Pflichtschule 103 (52,3%) nein (p < 0,001). Das Alter der Patientin hatte auf keine der zum Ersttrimester-Screening gestellten Fragen signifikanten Einfluss.

Schlussfolgerung: Die Aufklärung über Wesen und Konsequenzen der PND durch die MKP-führenden Fachärzte ist akzeptabel aber ausbaufähig. Über alternative oder weiterführende Maßnahmen wird schon deutlich weniger informiert, dies ist möglicherweise auch dem begrenzten Zeitbudget im Rahmen der MKP-Untersuchungen geschuldet. Die Mehrheit der Befragten empfand die PND fälschlicherweise als verpflichtende Untersuchung im Rahmen des MKP und damit mittelbar für den Bezug des Kindergeldes. Dies ist, insbesondere da es sich um eine vorselektionierende und kostenpflichtige Maßnahme handelt, im Umfeld des bestehenden Sozialsystems in Österreich erstaunlich.

Hinweis:

Dies ist eine korrigierte Version.

In der Originalversion wurde der Vorname des Autors Dietrich leider falsch angegeben, korrekt ist: W Dietrich.

Ebenfalls korrigiert wurde die Liste der Affiliations.