Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A15
DOI: 10.1055/s-0036-1582181

21 Kilogramm Ovarialtumor

M Pickl-Herk 1
  • 1Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am LKH Hochsteiermark-Standort Leoben

Anamnese: Die 75-jährige Patientin stellt sich im Rahmen eines Sturzes bei Schwindel in der neurologischen Ambulanz vor. Anamnestisch ist ein ventrikulo-peritonealer Shunt bei Kleinhirnblutung 2002 bekannt. Klinischer Befund: Der neurologische Status inklusive CCT werden als unauffällig beurteilt. Es zeigt sich jedoch eine ausgeprägte Anämie und ein enorm ausladendes Abdomen.

Aufnahmelabor: Hämoglobin 5,4 g/dL, Eisen vermindert mit 28 µg/dL, Transferrin-Sättigung vermindert mit 8%, Ferritin vermindert mit 21 ng/ml, Kreatinin erhöht auf 1,05 mg/dL, der Harnstoff erhöht auf 145 mg/dL- restliche Laborparameter unauffällig. Weiteres Procedere: Es wird ein CT Abdomen/Becken veranlasst, welches eine ca. 33 cm x 23 cm x 40 cm im Durchmesser haltende Raumforderung zeigt, die das gesamte Abdomen einnimmt und die Oberbauchorgane nach dorsokranial, sowie die retroperitonealen Strukturen nach dorsal verdrängt. Die Veränderung in erster Linie vereinbar mit einer Expansion, die vom Ovar ausgeht. Verlauf: Die Patientin wird gynäkologisch vorgestellt und es wird die Indikation zur explorativen Laparotomie gestellt. Präoperativ erfolgt die Gabe von vier Erythrozytenkonzentraten, sowie die internistische Vorstellung im Rahmen der OP-Freigabe. Die mediane Ober- und Unterbauchlaparotomie zeigt einen, vom linken Ovar ausgehenden, riesigen Tumor. Bis auf einige wenige Verwachsungen im Bereich der Milz und des Magens kann der Tumor stumpf und in toto abgesetzt und aus dem Abdomen herausgehoben werden. Gleichzeitig wird eine Hysterektomie und beidseitige Adnexektomie durchgeführt. Die überschüssige Haut erfordert eine Bauchdeckenplastik durch die chirurgischen Kollegen des Hauses.

Nach postoperativer Betreuung auf der Intensivstation mit einer weiteren Verabreichung von zwei Erythrozytenkonzentraten wird die Patientin bei deutlich verbessertem Allgemeinzustand auf die Normalstation verlegt. Ergebnisse: Die Histologie ergibt ein 21 Kilogramm schweres seröses Zystadenom. Der Uterus weist ein Adenocarcinom vom endometroiden Typ mit partiell sekretorischer Komponente pT1a. G1 auf. Im Tumorboard wird die gynäkologische Nachsorge empfohlen. Die Patientin wird schlussendlich nach insgesamt 27 Tagen in die Rehabilitation entlassen.

Schlussfolgerung: Zystadenome des Ovars können riesige Ausmaße annehmen und sollten operativ entfernt werden.