Hintergrund: Im Falle einer synchronen Lebermetastasierung eines Kolonkarzinoms kann bei primär
nicht operablen Metastasen ein multimodales Therapiekonzept die Prognose der Erkrankung
deutlich verbessern. Stellenwert und Zeitpunkt der Resektion des Primärtumors ist
vor allem von der Tumorsymptomatik abhängig, allerdings nicht klar definiert.
Diagnostik und Therapie: Bei einer damals 70-jährigen Patientin wurde bei Anämie und allgemeiner Schwäche
koloskopisch ein nicht stenosierendes, nicht blutendes Adenokarzinom (G2, K-RAS-Mutation)
im Zoekum diagnostiziert. In der weiterführenden Diagnostik zeigte sich eine ausgeprägte
Lebermetastasierung in beiden Leberlappen mit einem großen Metastasenkonglomerat von
fast 25 cm im kraniokaudalen Durchmesser rechtsseitig. Gemäß Empfehlung der interdisziplinären
Tumorkonferenz erfolgte eine primäre Chemotherapie. Bei Verzicht auf Resektion des
Primärtumors wurde Bevacizumab nicht in das Therapiekonzept mit aufgenommen. Nach
einer Induktionschemotherapie mit FolFOx-6 wurde eine Erhaltungstherapie mit 5-FU/Folinsäure
appliziert. Der Tumorstatus wurde mit Computertomografie, Sonografie und Koloskopie
kontrolliert.
Klinischer Verlauf: Die Patientin entwickelte innerhalb von 4 Monaten unter Chemotherapie mit FolFOx-6
eine partielle Remission der Lebermetastasen. Trotz eingehender Beratung wurde eine
jetzt mögliche chirurgische Therapie von Primarius und Lebermetastasen von der Patientin
abgelehnt. Daher wurde die Chemotherapie für insgesamt 7 Monate fortgesetzt, wobei
die Oxaliplatin-Dosis im Verlauf wegen einer neu aufgetretenen Polyneuropathie deutlich
reduziert werden musste. Für weitere 8 Monate erhielt die Patientin 5-FU/Folinsäure
als Erhaltungstherapie. Kontrollkoloskopien 5 Monate und 24 Monate nach Diagnosestellung
zeigten eine auch histologisch bestätigte Remission des Primarius endoluminal. Bis
22 Monate nach Therapiebeginn waren die Lebermetastasen größenregredient. Seither
sind verkalkte Residuen v.a. im rechten Leberlappen im Sinne einer anhaltenden partiellen
Remission für weitere 6 Monate größenkonstant. Die Patientin ist klinisch ohne Tumorsymptome.
Diskussion: Auch beim ausgeprägt metastasierten Kolonkarzinom sind nach primärer Chemotherapie
langfristige Remissionen möglich. Prädiktor hierfür ist möglicherweise ein rasches
primäres Therapieansprechen. Es müssen allerdings auch andere prognostische Faktoren
diskutiert werden.