Rofo 2016; 188 - Highligt304_2
DOI: 10.1055/s-0036-1581696

Klassifikation knöcherner Verletzungen

T Grieser 1
  • 1Klinikum Augsburg, Klinik f. Diagnostische und Interventionelle Radiologie u. Neurorad., Augsburg

Kurzfassung:

Verletzungen der (subaxialen) Wirbelsäule als einem multisegmental aufgebauten, polyaxial mobilen, und das Myelon schützenden Organ des Stütz- und Bewegungsapparates sind vielgestaltig. Grund hierfür ist der komplexe anatomische Aufbau des Achsenskelettes, bestehend aus ossären, diskoligamentären, artikulären und muskulären Komponenten. Böhler (1929) war der erste, der eine Klassifikation knöcherner Verletzungen an der Wirbelsäule schuf; wesentlich später fand das sog. 3-Säulen-Modell n. Denis (1983) weite Verbreitung. Die aktuelle AO-Klassifikation (fußend auf Magerl, 1994) stützt sich auf pathomorphologische Verletzungsmechanismen und deren Implikationen für die Stabilität: Typ A: Kompressions-, Spalt- und Berstungsfrakturen; Typ B: Flexions-Distraktions- und Hyperextensionsfrakturen; Typ C: Rotations- und Scherfrakturen. Ein gewisser Nachteil der AO-Klassifikation liegt in ihrer röntgen- bzw. CT-basierten Einteilung knöcherner Verletzungen, die stabilitätsrelevante diskoligamentäre Verletzungsmuster nur indirekt abbildet. Der zunehmende Einsatz der MRT ließ zwar eine weitere Differenzierung diskoligamentärer Verletzungen zu, doch ist bis jetzt noch nicht klar, ob und inwiefern MRT-Befunde ein mechanisch signifikantes Versagen der ligamentären, v.a. aber diskalen Strukturen vorhersagen können (Oner, 1999 u. 2006). Die Kenntnis knöcherner Verletzungsmuster ist jedoch entscheidend hinsichtlich der Rückschlüsse auf zugrunde liegende Mechanismen und möglicher diskoligamentärer Beteiligungen (subtile knöcherne Schäden, die auf schwere und potentiell instabile Verletzungen hinweisen: tear-drop-Frakt., Spondylophytenabbrüche, Facettengelenksfrakturen u.a.m.). Auf diagnostische Probleme bei Rotations-/Scherverletzungen und die okkulten Verletzungen bei der ankylosierten Wirbelsäule wir besonders hingewiesen.

Lernziele:

– Kenntnis der AO-Klassifikation an der WS
– Verknüpfung knöcherner Läsionen mit diskoligamentären Verletzungen
– Beachtung der verletzten ankylosierten WS