Rofo 2016; 188 - WISS310_2
DOI: 10.1055/s-0036-1581527

Frühe Stase bei erster Radioembolisation mit Harzmikrosphären

C Pieper 1, W Willinek 1, D Thomas 1, H Ahmadzadehfar 2, J Nadal 3, K Wilhelm 1, C Kuhl 4, H Schild 1, C Meyer 1
  • 1Universitätsklinikum Bonn, Radiologische Klinik, Bonn
  • 2Universitätsklinikum Bonn, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Bonn
  • 3Universitätsklinikum Bonn, Institut für Medizinische Biometrie, Informatik und Epidemiologie, Bonn
  • 4Universitätsklinikum RWTH Aachen, Klinik für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Aachen

Zielsetzung:

Bestimmung der Inzidenz und möglicher Einflussfaktoren von früher Blutflussstase während einer Radioembolisation von Lebertumoren mit Harzmikrosphären.

Material und Methodik:

Die Daten aller Patienten, die zwischen 06/06 – 12/13 eine Radioembolisation mit Harzmikrosphären erhalten haben, wurden ausgewertet. Re-Embolisationen des gleichen Leberlappens wurden ausgeschlossen. Frühe Stase wurde definiert als jede Alteration des Blutflusses, die eine vollständige Administration der geplanten Dosis, berechnet nach der Körperoberflächen-Methode verhinderte. Zusammenhänge von klinischen/prozeduralen Charakteristika mit dem Auftreten einer frühen Stase wurden in einem logistischen Regressionsmodell evaluiert.

Ergebnisse:

Bei 362 Patienten (220 Männer; mittleres Alter 62 [26 – 90] Jahre) wurden 416 auswertbare Radioembolisationen durchgeführt. Bei 103/416 (24,8%) kam es zu einer frühen Stase. Die Stase-Inzidenz unterschied sich abhängig vom Grundleiden: 20/47 (42,6%) bei Brustkrebs-, 52/159 (32,7%) bei kolorektalen Metastasen, 8/27 (29,6%) bei cholangiozellulärem Karzinom, 6/48 (12,5%) bei neuroendokrinen Metastasen, 8/88 (9,1%) bei hepatozellulärem Karzinom und 9/47 (19,2%) bei Metastasen sonstiger Primärtumoren. Bei früher Stase konnten durchschnittlich 61,7% der geplanten Dosis appliziert werden; bei Brustkrebsmetastasen war es am wenigsten mit 55,8%, bei neuroendokrinen Metastasen mit 81,3% der größte geplante Dosisanteil. Unabhängige Risikofaktoren waren: Tumor-Leber-Volumen-Verhältnis < 25% und 25 – 50% vs. > 50% (Odds-ratio (OR)) 5,33 und 15,13, p < 0,0001), vorhergehende Bevacizumab-Therapie (OR 2,66, p = 0,0018) und laufende Chemotherapie (OR 9,02, p < 0,0001).

Schlussfolgerungen:

Eine frühe Blutflussstase wurde bei 24,8% der Radioembolisationen beobachtet, bei denen konsekutiv nur durchschnittlich 61,7% der geplanten Dosis verabreicht werden konnten. Bei Patienten mit Risikofaktoren für eine Stase könnte die Verwendung von weniger embolisierenden Glasmikrosphären eine zuverlässigere therapeutische Alternative darstellen.