Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P179
DOI: 10.1055/s-0036-1580926

Neue Mutation (p.Asn231Arg) im GCK- Gen als Ursache eines Gestationsdiabetes

G Wildhardt 1, S Gölz 2, AJ Driesel 1, 3, D Steinberger 1, 4
  • 1bio.logis, Zentrum für Humangenetik, Frankfurt, Germany
  • 2Praxis Dr. Gölz, Esslingen, Germany
  • 3Johann Wolfgang Goethe-Universität, Institut für Molekulare Biowissenschaften, Frankfurt, Germany
  • 4Justus-Liebig Universität, Institut für Humangenetik, Gießen, Germany

Hintergrund: Gestationsdiabetes (GDM) ist eine Kohlenhydratstoffwechselstörung, die erstmalig während der Schwangerschaft auftritt bzw. beobachtet wird. In Deutschland wird für GDM eine Prävalenz von 4,4% angegeben. Für 2% der Fälle ist als Ursache des GDM eine Mutation im GCK-Gen nachweisbar.

Fallvorstellung: Wir berichten über eine 32-jährige Frau, die im Verlauf ihrer ersten und 2. Schwangerschaft einen GDM entwickelte. Es wurden Blutzuckerwerte zwischen 85 – 130 mg/dl, ein HbA1c von 6,3% sowie oGTT nüchtern von 94 mg/dl und nach 120 Minuten von 214 mg/dl nachgewiesen. Für die Schwester der Indexpatientin waren gering erhöhte Blutzuckerwerte und ein HbA1c von 5,8% ermittelt worden.

Methoden: Molekulargenetische Analyse des GCK-Gens durch direkte Sequenzierung nach Sanger.

Ergebnisse: In Exon 7 wurde ein Nukleotidaustausch c.691A>G (heterozygot) nachgewiesen. Dieser führt zu einem Aminosäureaustausch an Position 231 des GCK-Proteins (p.Asn231Arg). Vier Prädiktionsprogramme bewerten die Variante als pathogen.

In der Literatur finden sich zwei mit MODY2 assoziiert beschriebene Varianten, die dasselbe Codon betreffen, jedoch einen Austausch zu anderen Aminosäuren zur Folge haben (p.Asn231His, p.Asn231Ser).

Asn231 ist an der Substratbindung beteiligt. Ein Austausch beeinflusst höchst wahrscheinlich Eigenschaften des Proteins hinsichtlich der Glukosebindung.

Für die betroffene Schwester und die anamnestisch gesunde Mutter der Patientin wurde ebenfalls die Veränderung c.691A>G nachgewiesen. Dieses Muster ist sowohl durch variable Penetranz innerhalb der Familie als auch durch einen möglichen nicht kompletten klinischen Untersuchungsstatus der Mutter zu erklären.

Schlussfolgerung: Befunde und assoziierte Faktenlage implizieren, dass die bei der untersuchten Indexpatientin nachgewiesene und bisher nicht beschriebene Aminosäuresubstitution die molekulare Ursache eines GDM ist.