Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P110
DOI: 10.1055/s-0036-1580857

Arzt-Patienten-Kontakt – Einflussfaktoren der Adhärenz bei Typ-1-Diabetikern im Disease Management Programm (DMP) Nordrhein

S Groos 1, B Hagen 1, J Kretschmann 1, A Weber 1
  • 1Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, DMP-Projektbüro, Köln, Germany

Hintergrund und Fragestellung: Ein regelmäßiger Arzt-Patienten-Kontakt stellt eine der Grundvoraussetzungen für eine leitliniengerechte Behandlung von Typ-1-Diabetikern dar. Es soll untersucht werden, wodurch sich Patienten mit geringer Kontaktkontinuität auszeichnen.

Material und Methoden: Als Datengrundlage dienen die Dokumentationen von 19.257 erwachsenen Typ-1-Diabetikern im DMP Nordrhein. Die Patienten werden je nach Anteil der tatsächlich vorliegenden an allen möglichen Dokumentationen in 3 Gruppen unterteilt: hohe, mittlere bzw. geringe Kontaktkontinuität mit < 50%, 50 bis < 70% bzw. ≥70% vorliegenden Dokumentationen. Für diese Gruppen werden beispielhaft die Muster der Kontaktlücken dargestellt und zentrale Merkmale verglichen. Zusätzlich werden in einem multivariaten logistischen Regressionsmodell die Risikofaktoren für eine geringe Kontinuität ermittelt.

Ergebnisse: 8,1% (13,5% bzw. 78,4%) der Patienten zeichnen sich durch eine geringe (mittlere bzw. hohe) Kontaktkontinuität aus. Patienten mit geringer Kontinuität sind jünger und haben deutlich häufiger einen HbA1c ≥8,5%. Sie sind seltener von einem auffälligen Fußbefund, diabetischen Folgekomplikationen bzw. einer Hypertonie betroffen.

Entsprechend steigt im Regressionsmodell das Risiko für eine geringe Kontinuität bei einem HbA1c ≥8,5% sowie bei erhöhtem Blutdruck an. Hingegen sinkt das Risiko mit zunehmendem Alter, bei Vorliegen diabetischer Folgekomplikationen sowie Betreuung in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis.

Schlussfolgerung: Eine geringe Kontinuität im Arzt-Patienten-Kontakt betrifft nur einen geringen Anteil der betrachteten Typ-1-Diabetiker. Es handelt sich um jüngere, vermutlich kürzer erkrankte Patienten mit schlechterer Stoffwechseleinstellung. Möglicherweise könnte diese Patientengruppe von einer gezielten Betreuung in einer diabetologischen Schwerpunktpraxis profitieren.