Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P104
DOI: 10.1055/s-0036-1580851

Das Vorliegen einer Zöliakie erhöht bei Typ1 Diabetespatienten das Risiko für eine Autoimmunthyreoiditis – eine DPV-Analyse mit 32644 Patienten

M Schebek 1, N Prinz 2, 3, D Böcker 4, D Dunstheimer 5, D Klose 6, A Näke 7, A Veigel 8, E Fröhlich-Reiterer 9 R Holl 2, 3, DPV Initiative
  • 1Klinikum Kassel, Zentrum für Kinder und Jugendmedizin, Kassel, Germany
  • 2Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie ZIBMT, Ulm, Germany
  • 3Deutsches Zentrum für Diabetesforschung (DZD e.V.), München, Germany
  • 4Klinikum Nürnberg/Süd, Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche, Nürnberg, Germany
  • 5Klinikum Augsburg, Klinik für Kinder und Jugendliche, Augsburg, Germany
  • 6Universitätsklinikum Heidelberg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, KInderheilkunde I, Heidelberg, Germany
  • 7Universitätsklinikum Carl Gustav Carus, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Germany
  • 8Städtisches Klinikum Karlsruhe, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Karlsruhe, Germany
  • 9Medizinische Universität Graz, Klinische Abteilung für allgemeine Pädiatrie, Graz, Austria

Fragestellung: Die Prävalenz einer Autoimmunthyreoiditis sowie Zöliakie ist bei Typ-1-Diabetes (T1D) im Vergleich zu Personen ohne Diabetes erhöht. Beide Begleiterkrankungen können auftreten, ohne dass klinische Symptome vorliegen und sind mittels Standardbluttests/Biopsie festzustellen. Steigert das gleichzeitige Vorliegen von T1D und Zöliakie das Risiko für eine Autoimmunthyreoiditis?

Methodik: 32644 T1D-Patienten (medianes Alter [IQR]: 16,1 [12,5 – 18,0] Jahre) mit bioptisch gesicherter Zöliakie oder sicherem Ausschluss einer Zöliakie und mit mindestens einmalig bestimmten Schilddrüsen-Antikörpern der multizentrischen DPV-Datenbank (Bestand: 09/15) wurden analysiert (SAS 9.4). Vergleich kontinuierlicher Parameter mittels Kruskal-Wallis und binärer Variablen mittels χ2-Test. P < 0,05 galt als statistisch signifikant.

Ergebnisse: 1016 (3,1%) Patienten hatten eine bioptisch gesicherte Zöliakie und bei 5880 (18,0) Patienten lagen positive Schilddrüsenantikörper vor (TPO/TAK). Patienten mit Zöliakie waren häufiger Schilddrüsenantikörper positiv als Patienten ohne Zöliakie (23,1% vs. 17,8%, p < 0,001). Ebenso trat der Diabetes früher auf (Alter bei DM-Beginn: 6,0 [3,3 – 9,7] Jahre vs. 8,8 [5,2 – 12,0] Jahre, p < 0,001), sie waren kleiner (Größe-SDS: -0,08 [-0,77 – 0,67] vs. 0,14 [-0,53 – 0,81], p < 0,001) und hatten einen niedrigeren BMI-SDS (0,18 [-0,33 – 0,69] vs. 0,28 [-0,28 – 0,84], p < 0,001). Die Patienten waren vorwiegend weiblich (58,2% vs. 47,1%, p < 0,001). Trennt man die Studiengruppe in Schilddrüsenantikörper-Positivität/Negativität fand sich ebenfalls ein höherer Anteil an Zöliakie bei Patienten mit positiven Schilddrüsenantikörpern (4,0% vs. 2,9%, p < 0,001).

Schlussfolgerungen: Die positive Assoziation zwischen T1D, Zöliakie und Autoimmunthyreoiditis wurde bestätigt. Vor allem bei Patienten mit positiven Schilddrüsenantikörpern sollte unbedingt auf eine komorbide Zöliakie geachtet und bei positiven tTGA-Antikörpern ohne klinische Symptome zeitnah eine Biopsie durchgeführt werden.