Diabetologie und Stoffwechsel 2016; 11 - P49
DOI: 10.1055/s-0036-1580796

Störung der Darmbarriere bei Typ 2 – Diabetes: Prävalenz und klinische Charakteristika

C Hasslacher 1, I Platten 2, M Kraft 1, K Kulozik 2, E Siegel 3
  • 1Klinische Studienabteilung St. Josefskrankenhaus, Heidelberg, Germany
  • 2Diabetesinstitut Heidelberg, Heidelberg, Germany
  • 3St. Josefskrankenhaus Heidelberg, Innere Medizin, Heidelberg, Germany

Fragestellung: Die Intaktheit der Darmbarriere (DB) hat nicht nur zur Infektabwehr, sondern auch für die Stoffwechselhomöostase große Bedeutung. Wir untersuchten die Beziehung zwischen DB-Funktion und klin. Befunden bei Pat. mit Typ 2 – Diabetes (T2-D). Als Parameter der DB wurden der Zonulinspiegel (Zon) im Serum u. die Ausscheidung von sekretorischem IgA (sIgA) im Stuhl bestimmt.

Methodik: Bei 82 Menschen (davon 19 Kontrollen (K)) wurden neben demographischen Daten sowie den DB Markern untersucht: Parameter von Stoffwechsel, Nieren- u. Leberfunktion, Eisenstoffwechsel, hsCRP, sowie die laufende Therapie, Gefäßkomplikationen und Ernährungsgewohnheiten. Die biometrische Auswertung erfolgte mit dem MEDCALC-Programm.

Ergebnisse: Die Zonulin-Spiegel lagen bei T2-D im Vergleich zu K signifikant höher (61 ± 14 vs. 46 ± 12 ng/ml, p = 0,0001). Werte > 50 ng/ml wiesen 77% der T2-D, 26% der K auf (p = 0,01). Regressionsanalysen zeigen bei T2-D sig. Beziehungen zwischen Zonulinspiegel und Alter, BMI, HbA1c, hsCRP, jedoch nicht zu Diabetesdauer, Lipidspiegel, Insulin-Resistenz, Hämoglobin und Parametern des Eisenstoffwechsels. Keine Unterschiede bestanden hinsichtlich der Diabetes-Therapie (mit oder ohne Insulin-, Metformin- bzw. Inkretin- basierten Therapie). Ballaststoffreiche Ernährung war mit niedrigerem Zon. (p = 0,05), Kohlenhydrat betonte Ernährung mit höherem Zon. assoziiert (p = 0,001). Eine erhöhte Ausscheidung von sIgA war bei T2-D in 71,4%, bei den Kontrollen in 52,6% nachweisbar (n.s.). Pat. mit makroangiopathischen Komplikationen wiesen gegenüber Pat. ohne Komplikationen kein Unterschied hinsichtlich der DB auf.

Schlussfolgerung: T2-D-Patienten weisen häufig eine erhöhte Permeabilität des Darmes auf, mit Assoziationen zu Körpergewicht, HbA1c, chron. Inflammation und Ernährung. Inwieweit diese Befunde durch eine veränderte Mikrobiota oder andere Faktoren bedingt sind werden weitere Untersuchungen zeigen.