Gesundheitswesen 2016; 78 - V51
DOI: 10.1055/s-0036-1578866

Multiresistente Erreger (MRE) in der ambulanten Dialyse, der ambulanten und stationären Pflege sowie in der Rehabilitation – Daten aus dem MRE-Netz Rhein-Main 2012 – 2014

U Heudorf 1, C Cuny 2, M Herrmann 3, V Kempf 4, D Mischler 5, J Schulze 6, C Zinn 7
  • 1Gesundheitsamt, Infektiologie und Hygiene, Frankfurt am Main
  • 2Robert Koch-Institut, Wernigerode
  • 3Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Homburg/Saar
  • 4Univcersitätsklinikum Frankfurt am Main, Institut für Med. Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Frankfurt am Main
  • 5MRE-Netz Rhein-Main, Frankfurt
  • 6Klinikum Frankfurt Höchst, Medizinische Mikrobiologie, Frankfurt am Main
  • 7Institut für medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, Bioscientia, Ingelheim, Ingelheim

Hintergrund: Multiresistente Erreger, insbesondere die multiresistenten gramnegativen Erreger sind eine zunehmende Bedrohung im Gesundheitswesen. Es liegen liegen nur wenige Publikationen zur MRSA- und nahezu keine Daten zur ESBL-Prävalenz im außer(akut)klinischen Bereich in Deutschland vor. Vor diesem Hintergrund führte das MRE-Netz Rhein-Main verschiedene Untersuchungen im außer(akut)klinischen Bereich (Rehabilitationskliniken, Altenpflegeheime, ambulante Dialyse und ambulante Pflege) durch. Material und Methode: Von 2012 – 2014 wurden Patienten von ambulanten Dialyseeinrichtungen (n = 751 Patienten), ambulanten Pflegediensten (n = 486) und von Rehabilitationskliniken (n = 2852) sowie Bewohner von Altenpflegeheimen (n = 3284) untersucht. Erhoben wurden u.a. Risikofaktoren für MRE, die Krankenhaus-, Antibiotika- und MRE-Anamnese. Nach individueller Einverständniserklärung wurden Nasen/Rachen-Abstriche sowie Analabstriche auf MRSA- und auf ESBL/MRGN untersucht. Ergebnisse: Eine MRSA-Besiedelung wiesen 6,5 – 9,2% der Altenpflegeheimbewohner, 3,7% der Patienten ambulante Pflegedienste, 2,1% der Dialysepatienten und 0,7 – 1,8% der Rehabilitanden auf. Die weitaus meisten Besiedelungen waren zuvor nicht bekannt. Mit ESBL (3MRGN in Klammern) waren besiedelt: 17,8 – 26,7% (12,3 – 21,3%) der Altenpflegeheimbewohner, 14,4% (7,6%) der Patienten ambulante Pflegedienste, 7,5% (3,8%) der Dialysepatienten und 7,7 – 8,9% (1,4 – 3,6%) der Rehabilitanden. Schlussfolgerung: Zum ersten Mal liegen umfangreiche Daten nicht nur zur MRSA- sondern insbesondere ESBL/MRGN-Prävalenz im außer(akut)klinischen Bereich in Deutschland vor. Die höchsten MRSA- und ESBL/MRGN-Prävalenzen werden in der stationären Altenpflege gefunden, gefolgt von ambulanten Pflegeeinrichtungen. Patienten ambulanter Dialyseeinrichtungen und in Rehabilitationskliniken waren demgegenüber deutlich seltener MRSA-positiv und ihre ESBL-Prävalenz lag nur geringfügig über dem Anteil in der Allgemeinbevölkerung. Allerdings war in allen untersuchten Gruppen der Anteil an 3MRGN unter den ESBL deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung, wahrscheinlich als Folge vorangegangener medizinischer Behandlungen und/oder Antibiotikagaben.