Gesundheitswesen 2016; 78 - V28
DOI: 10.1055/s-0036-1578843

Soteria – ein alternatives Behandlungskonzept für junge Menschen in psychotischen Krisen

K Rothmund 1
  • 1ZfP Südwürttemberg, Station 3010 – Soteria, Zwiefalten

Im Vortrag wird das besondere Stationskonzept der Soteria am Beispiel der Soteria in Zwiefalten vorgestellt. Das Wort „Soteria“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet Rettung, Sicherheit, Geborgenheit. Das Stationskonzept, das sich hinter dem Namen verbirgt, richtet sich speziell an junge Menschen, die an einer Psychose erkrankt sind. Es bietet eine Alternative zur herkömmlichen psychiatrischen Behandlung und setzt seinen Schwerpunkt auf Milieutherapie, Beziehungsgestaltung und den zurückhaltenden Umgang mit Medikamenten. Entstanden ist das Soteria-Konzept in der Anti-Psychiatrie-Bewegung der 1960er- Jahre in den USA. 1985 eröffnete die erste europäische Soteria in Bern. Deutschlandweit gibt es aktuell fünf Soteria-Einrichtungen, die älteste davon befindet sich in Zwiefalten (seit 1999). Das Team der Soteria Zwiefalten setzt sich aus knapp zehn Mitarbeitern verschiedener Berufsgruppen zusammen. Eine Psychologin und eine Gesundheits- und Krankenpflegerin mit abgeschlossenem Management-Studium bilden gemeinsam die Stationsleitung. Zusammen mit dem Rest des Teams, das sich aus Mitarbeitern des Pflegedienstes – meist mit Weiterbildung für Psychiatrie – zusammensetzt, teilen sie sich die anfallenden Aufgaben weitgehend berufsgruppenunabhängig. Besonderer Wert wird in einer Soteria auf die zwischenmenschlichen Beziehungen von Bewohnern und Mitarbeitern gelegt. Diese sollen durch möglichst geringe Status- und Rollendifferenzierung gekennzeichnet sein („Mit-Sein“ und „Mit-Tun“) und sich somit von der klassischen paternalistischen Arzt-Patient-Beziehung unterscheiden. Dadurch soll die Beziehungsgestaltung zwischen Mitarbeitern und Bewohnern erleichtert werden, die im Soteria-Konzept als Wirkfaktor eine wichtige therapeutische Funktion einnimmt. Zur Aufrechterhaltung des Bezugs zum Alltagsleben stellen die gemeinsame Erledigung von Hausarbeiten und die gemeinsame Gestaltung der Freizeit zudem wichtige Bestandteile des alltäglichen Lebens in der Soteria dar.