Gesundheitswesen 2016; 78 - V7
DOI: 10.1055/s-0036-1578822

Der Nationale Aktionsplan Masern/Rötelnelimination 2015 – 2020: Pro und Contra

J Rissland 1
  • 1Universitätsklinikum des Saarlandes, Institut für Virologie/Staatliche Medizinaluntersuchungsstelle, Homburg/Saar

Deutschland hat sich zu den Zielen der WHO EURO bekannt, die Eliminierung der Masern und Röteln zu erreichen. Dieses Ziel wurde 2015 zum wiederholten Male (und im Unterschied zu anderen europäischen Nachbarländern) verfehlt. Der auf der Nationalen Impfkonferenz 2015 in Berlin vorgestellte „Nationale Aktionsplan 2015 – 2020 zur Elimination der Masern und Röteln in Deutschland“ (NAP) soll durch das Formulieren von strategischen und messbaren Zielen sowie durch die Benennung konkreter Maßnahmen dazu beitragen, dass Deutschland bei der Eliminierung der Masern und Röteln hierzulande Erfolg hat. Im Unterschied zu den bisherigen Beschreibungen und Planungsgrundlagen im Impfwesen (z.B. dem „Nationalen Impfplan“ aus dem Jahr 2012) ist dem NAP ein wesentlicher Unterschied gutzuschreiben: das Benennen von operativen Zielen sowie die Festschreibung von bestimmten Terminen für deren Erreichung auf den unterschiedlichen Ebenen von Bund, Ländern und Kommunen. Ebenso darf die breite Unterstützung für den NAP durch die politischen Verantwortungsträger nicht gering geschätzt werden. Schließlich ist auch der Konsens unter den Institutionen, die den NAP erarbeitet haben (Bundesministerium für Gesundheit, Bundesoberbehörden, Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, gesetzliche Krankenversicherung, Ländervertreter und einzelne Berufsverbände – darunter der BVÖGD) als Vorteil einzuordnen.

Allerdings muss bereits jetzt befürchtet werden, dass die Erreichung der einzelnen Zielvorgaben bis 2018 (die beiden Jahre 2019 und 2020 dienen lediglich der Bestätigung der Zielerreichung) und damit die Umsetzung des NAP insgesamt misslingen wird. Dafür ist nicht zuletzt die Asylproblematik und die damit verbundene Einbindung (und teilweise Überforderung) des öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) mitverantwortlich. Umso mehr ist zu fordern, dass eine klare Priorisierung der gesundheitspolitischen Zielsetzungen erfolgt und adäquate Ressourcen in Form von Finanzmitteln und sächlichen Unterstützungsmaßnahmen (z.B. Catch up-Kampagnen) zur Verfügung gestellt werden. Anderenfalls wird ein erneuter (und beträchtlicher) Ansehensverlust für Deutschland als einer der reichsten Industrienationen nicht zu verhindern sein.