Pneumologie 2016; 70 - P532
DOI: 10.1055/s-0036-1572246

55-jähriger Patient mit kardialer Metastase bei Plattenepithelkarzinom der Lunge

J Glatzner 1, C Langbein 1, P N'Guessan 1, M Hetzel 1
  • 1Krankenhaus vom Roten Kreuz Stuttgart

Bis zu 30% aller Lungenkrebserkrankten entwickeln kardiale Metastasen. Diese sind vorwiegend lymphogen, teils auch hämatogen, und gehen meist mit einer schlechten Prognose einher. Kardiale Metastasen sind oftmals asymptomatisch, können jedoch auch unspezifische Symptomatik zeigen. In 30% der Fälle kommt es zur kardialen Beeinträchtigung durch einen Perikarderguss. Typische Symptome kardialer Metastasen umfassen Dyspnoe, Husten, thorakale Schmerzen und periphere Ödeme, in älteren Patienten auch Arrythmien.

Kasuistik: 59-jähriger Patient mit Plattenepithelkarzinom der Lunge links hilär stellt sich nach 44-monatigem symptomfreien Intervall aufgrund einer Allgemeinzustandsverschlechterung vor. Bei Tumorstadium T2bN2M0 (UICC IIIA) bei Erstdiagnose war initial eine neoadjuvante Chemotherapie vor der Operation erfolgt.

Aktuell ergab sich ein kontralaterales Tumorrezidiv im Stadium T4N3M1b (UICC IV) mit makroskopisch komplettem Oberlappenverschluss, Lymphknotenmetastasen und Fernmetastasen der buccalen Mucosa und der linken Niere.

Im PET-CT war eine ca. 2 cm große Metastase des inferobasalen linken Ventrikels ersichtlich. EKG, transthorakale und transoesophageale Echokardiografie zeigten keine Hinweise auf eine relevante kardiale Pathologie.

Nach Durchführung einer palliativen Chemotherapie mit Carboplatin/Gemcitabine und Versorgung der Tumorstenose per Stent und Brachytherapie erfolgte die Planung der palliativen Radiotherapie der zentralen Lunge und der kardialen Metastase, die aufgrund einer beidseitigen Bronchopneumonie nicht durchgeführt wurde, an deren Folgen der Patient 6 Monate nach Diagnose des Tumorrezidivs verstarb.

Schlussfolgerung: Kardiale Metastasen sind eine unterdiagnostizierte Komplikation bei Lungenkrebs, die mit schlechter Prognose einhergeht und eine diagnostische sowie therapeutische Herausforderung darstellt. Sie sind oft nur durch weiterführende Diagnostik feststellbar und fordern eine multidisziplinäre kardio-onkologische Herangehensweise.