Pneumologie 2016; 70 - P261
DOI: 10.1055/s-0036-1572240

Schwere Pneumonitis bei einem Patienten mit Plattenepithelkarzinom der Lunge bereits nach 2–maliger Gabe von Nivolumab

G Schmidtke-Schrezenmeier 1, S Rüdiger 1, D Gagiannis 1, W Rottbauer 1, C Kropf-Sanchen 1
  • 1Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Ulm

Die Zulassung von Nivolumab aus der neuartigen Gruppe der Immuncheckpoint (PDL1) blockierenden Substanzen eröffnet eine neue Option in der Behandlung des fortgeschrittenen pulmonalen Plattenepithelkarzinoms. Bedingt durch den Wirkmechanismus sind immunvermittelte Nebenwirkungen zu erwarten. In der Studie Check-Mate 017 wurde von einem Therapieabbruch in 3,1% der Fälle berichtet. In 1,5% der Fälle führte eine Pneumonitis zum Therapieabbruch.

Wir berichten von einem 62-jährigen Patienten, ECOG I mit metastasierten pulmonalen Plattenepithelkarzinom (ED 02/2014); Primärbehandlung mittels Radiochemotherapie bei zunächst neoadjuvantem Therapiekonzept und anschließender konsolidierender Chemotherapie mit Cisplatin/Vinorelbine. Bei progredienter Erkrankung wurde eine Therapie mit Nivolumab 3 mg/kgKG d1, d15; qw4 eingeleitet. Bei Beginn der Behandlung zeigte sich eine normale Lungenfunktion. Vor dem 2. Zyklus der Therapie mit Nivolumab wurde eine routinemäßige Lungenfunktionsprüfung, eine ausführliche Befragung und klinische Untersuchung des Patienten durchgeführt. Der Patient berichtete über Wohlbefinden und subjektiv gesteigerter Leistungsfähigkeit; trotz gezielter Nachfrage wurde eine zunehmende Dyspnoe verneint. Bei neu aufgetretener respiratorischer Partialinsuffizienz und neu aufgetretener mittelgradiger Diffusionsstörung wurde ein CT durchgeführt, in dem sich ausgeprägte milchglasartige Verschattungen in beiden Lungenflügeln zeigten. In der Bronchialspülung konnte kein Keimnachweis erbracht werden. Zwei Tage nach Beginn der Steroidtherapie (1mgkg/KG) kam es zu einer respiratorischen Verschlechterung, die eine hochdosierte Steroidstoßtherapie erforderlich machte. Als Fazit empfehlen wir die regelmäßige Durchführung einer Lungenfunktionsprüfung einschließlich BGA und Diffusionstestung, da eine Pneumonitis zu Beginn nur wenige klinische Symptome verursachen kann und eine Weiterführung der Behandlung mit Nivolumab in diesem Stadium unbedingt vermieden werden muss.