Hintergrund: Die Instillation von Bacille Calmette-Guérin (BCG) in die Harnblase zur Therapie
des lokal begrenzten, superfiziellen Harnblasenkarzinoms ist ein wirksames und gängiges
Verfahren. Die Inzidenz einer dadurch verursachten systemischen Infektion wird in
der Literatur mit weniger als 5% der Fälle angegeben.
Fallbericht: Ein 86-jähriger Patient erhielt zur lokalen Kontrolle eines Blasenkarzinoms seit
2013 wiederholte Instillationen von BCG in die Harnblase. Zwei Tage nach der 8. Instillation
entwickelte er Fieber und Dysurie. Die CT des Thorax war unauffällig. Bei anhaltendem
Fieber ungeklärter Ursache wurde die Untersuchung nach zwei Wochen wiederholt. Jetzt
zeigten sich beidseitige retikulo-noduläre Infiltrate und kleine Pleuraergüsse. Ein
BCG-Nachweis aus der bronchoalveolären Lavage gelang nicht (PCR und Kultur negativ).
Die transbronchiale Kryo-Biopsie ergab eine granulomatöse Entzündung mit Nekrosen.
Bei mittlerweile stark reduziertem Allgemeinzustand wurde eine empirische Therapie
mit Moxifloxacin, Ethambutol und Rifampicin begonnen und über acht Monate fortgeführt.
Hierunter persistierte das Fieber für ca. 4 Wochen und fiel dann ab. Der Allgemeinzustand
besserte sich innerhalb von drei Monaten deutlich, der radiologische Befund erst nach
5 Monaten. Die in der abschließenden CT erkennbaren Veränderungen wurden als narbige
Residuen der Infektion gewertet.
Schlussfolgerung: Der direkte Erregernachweis bei pulmonaler BCG-Infektion ist schwierig und gelingt
nicht immer. Ein Therapiebeginn aufgrund klinischer, radiologischer und in unserem
Fall auch histologischer Befunde kann gerechtfertigt sein. Die radiologischen Veränderungen
in der Lunge sind nicht immer vollständig reversibel.