Pneumologie 2016; 70 - P10
DOI: 10.1055/s-0036-1572217

Eine seltene Differentialdiagnose bei pulmonalen Rundherden – Die Pulmonale Pichia guillermondii-Infektion

F Frenzen 1, C Röder 2, B Wollschläger 2, F Lupatsch 3, K Krohe 4, B Schmidt 2
  • 1Med. Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
  • 2Universitätsklinik und Poliklinik für Innere Medizin I, Schwerpunkt Pneumologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 3Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 4Universitätsklinik und Poliklinik für Herz- und Thorax-Chirurgie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Ein 64-jähriger Patient stellte sich mit stechenden, atemabhängigen rechtsthorakalen Schmerzen und Ruhedyspnoe in unserer Notaufnahme vor. An Vorerkrankungen bestanden eine Adipositas (BMI 43), ein Diabetes mellitus Typ 2 (insulinpflichtig), ein Schlafapnoe-Hypopnoe-Syndrom mit nCPAP-Therapie, eine essentielle arterielle Hypertonie, Z.n. TVT mit oraler Antikoagulation, eine chronische Gastritis sowie ein primäres Parkinsonsyndrom. Eine KHK wurde im Vorfeld ausgeschlossen. Im Labor fielen ein erhöhtes CRP (32 mg/l), eine Leukozytose (10,68 gpt/l) sowie elevierte D-Dimere auf. Die kapilläre Blutgasanalyse zeigte eine respiratorische Partialinsuffizienz. Eine Thorax-Angio-CT konnte keinen Hinweis für eine Lungenembolie erbringen, aber zeigte kleine pulmonale Rundherde. Bei V.a. intrapulmonale Metastasen erfolgten eine Ösophago-Gastro-Duodenoskopie, Koloskopie, Abdomen-CT, sowie Sonografie der Schilddrüse und des Abdomens ohne Hinweise für ein Malignom. Die bronchoalveoläre Lavage ergab ein neutrophiles lymphozytäres Zellbild bei normaler CD4/CD8-Ratio sowie einen hohen Anteil immunseneszenter Zellen (CD57+) mit Nachweis von DNA für Candida spp.. Zur Klärung der Ätiologie der pulmonalen Rundherde erfolgte eine atypische Resektion aus dem linken Lungenunterlappen. Histologisch zeigte sich eine epitheloidzellig-granulomatöse Entzündung. Molekularpathologisch wurde ein myzetales Genom, im Speziellen Pichia guillermondii (PG) nachgewiesen. Wir therapierten mittels Fluconazol 200 mg für 6 Wochen. Infektionen mit PG sind selten und treten in der Regel bei immunsupprimierten Patienten auf. Dies ist u.E. in Europa der erste beschriebene Fall einer PG-Infektion bei einem Patienten, der abgesehen von einem Diabetes Typ 2 keine Prädisposition für eine Infektion mit opportunistischen Erregern aufwies.

Fazit: Bei unklaren pulmonalen Rundherden, insbesondere bei ggf. prädisponierenden Faktoren wie Diabetes sollte auch an eine Pilzinfektion durch diesen Erreger gedacht werden.