Pneumologie 2016; 70 - P245
DOI: 10.1055/s-0036-1572180

Ist eine Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke im Rahmen der Rehabilitation ein Prädiktor für ein anschließendes regelmäßiges körperliches Training?

S Wingart 1, D Jelusic 1, M Wittmann 1, M Schuler 2, K Schultz 1
  • 1Klinik Bad Reichenhall der Drv Bayern Süd
  • 2Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften, Universität Würzburg; Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie Abteilung für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften Universität Würzburg

Hintergrund: Die Förderung eines körperlich-aktiven Lebensstils bei Menschen mit COPD ist ein zentrales Ziel der pneumologischen Rehabilitation, dies wird jedoch nur von einem Teil der Patienten erreicht. Daher findet sich auch nach einer Rehabilitation oft keine Verbesserung des Gesundheitsverhaltens im Sinne eines regelmäßigen körperlichen Trainings. Ein regelmäßiges körperliches Training ist ein wichtiger Prognose-Parameter für den weiteren Verlauf der Erkrankung.

Fragestellung: Ist eine Verbesserung der 6-Minuten Gehstrecke im Rahmen der Reha ein Prädiktor dafür, ob der Patient nach der Reha langfristig „mindestens 2x/Woche“ Sport treibt?

Methode: 539 COPD-Patienten (GOLD II-IV) absolvierten zu Beginn und Ende der Rehabilitation einen 6-Minuten-Gehtest (6MGT). 6 und 12 Monate nach Beendigung der Reha wurden die Patienten standardisiert bzgl. ihres weiteren körperlichen Trainings („Betreiben Sie regelmäßig (mindestens 2x/Woche) Sport?“) befragt. Untersucht wurde der Zusammenhang zwischen der Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke und der nachfolgenden regelmäßigen Durchführung eines Trainings nach 6 und 12 Monaten mittels einer logistischen Regression.

Ergebnisse: Im Mittel verbesserten sich die Patienten im 6MGT am Ende der Reha um 83,2 m. Nach 6 Monaten betrug der Fragebogenrücklauf 70,5%, nach 12 Monaten noch 67,3%. 55,8% der Patienten betrieben nach 6 Monaten regelmäßig mindestens 2x/Woche Sport, nach 12 Monaten waren es noch 50,7%. Es findet sich sowohl nach 6, als auch nach 12 Monaten kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Verbesserung der 6-Minuten-Gehstrecke und einem weiteren körperlichen Training (6 Monate: p = 0,73; 12 Monate: p = 0,65).

Diskussion: Die Verbesserung der 6-Minuten Gehstrecke im Rahmen der Reha ist kein Prädiktor dafür, dass der Patient nach der Reha langfristig „mindestens 2x/Woche Sport“ treibt. Die Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit trägt alleine nicht dazu bei, dass es zu einer Besserung des Gesundheitsverhaltens kommt. Das Training muss im Rahmen der Reha durch weitere Therapieoptionen, insbesondere die Patientenschulung, ergänzt werden um einen körperlich aktiven Lebensstil zu fördern. Insgesamt ist es erfreulich, dass ca. die Hälfte der COPD-Patienten ein Jahr nach der Reha weiterhin 2x/Woche Sport betreiben.