Einleitung: Bei Patienten mit ILD sollte an die Möglichkeit von CT-grafischen Veränderungen durch
eine Infektion, z.B. durch MOTT (mycobacteria other than tuberculosis), synonym nicht-tuberkulöse Mykobakterien (NTM) gedacht werden.
Fallbericht: Eine 57-jährige Patientin (BMI 20,1 kg/m2) stellte sich in 02/2015 erstmalig zur weiteren Abklärung von Dyspnoe bei leichter
Belastung, Husten ohne Auswurf und Tagesschläfrigkeit seit 12/2014 vor. In der Vorgeschichte:
Z.n. inhalativem Zigarettenrauchen, Z.n. Mammakarzinom re. 2008 mit OP und Radiochemotherapie.
Die Patientin lebt mit einem aus Kamerum stammenden Partner zusammen und war zuletzt
Anfang 2014 in Afrika. Wir stellten zunächst die Diagnose einer kryptogen organisierenden
Pneumonie (COP) und begannen eine hochdosierte Prednisolontherapie. Ende März 2015
erhielten wir den Befund eines kulturellen Nachweises von Mycobacterium intracellulare/chimaera. Wir stellten die Diagnose einer pulmonalen NTM-Infektion vom nodulär-bronchiektatischen
Typ. Hinweise auf andere Ursachen der Bronchiektasen fanden sich nicht. Eine dreimal
wöchentliche Therapie mit Rifampicin, Ethambutol und Azithromycin wurde eingeleitet.
In einer Befundkontrolle in 08/2015 zeigte sich lungenfunktionell und CT-grafisch
eine deutliche Befundbesserung, so dass die Prednisolondosis weiter reduziert werden
konnte. Die NTM-Therapie ist für mindestens 18 Monate vorgesehen.
Zusammenfassung: In diesem Fall wurde zunächst die Diagnose COP gestellt und eine Prednisolontherapie
eingeleitet. Später erhielten wir den Befund eines kulturellen Nachweises von NTM
des Mycobacterium avium-Komplexes (MAC). Nach kritischer Prüfung der Diagnosekriterien von ATS/IDSA wurde
die Diagnose einer pulmonalen NTM gestellt und eine entsprechende Therapie eingeleitet.
Der Fall zeigt, dass die Differenzialdiagnose von ILD und infektiös bedingten CT-Veränderungen
schwierig sein kann. Nach aktueller Studienlage kann eine antimikrobielle Therapie
bei MAC-Infektion tatsächlich dreimal wöchentlich erfolgen.