Pneumologie 2016; 70 - P416
DOI: 10.1055/s-0036-1572114

Mittellapensyndrom nach VATS-Lobektomie

V Kösek 1, P Schnorr 2, J Schmidt 2, A Akil 2, K Wiebe 2
  • 1Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Münster
  • 2Sektion Thoraxchirurgie und Lungentransplantation, Dept. für Herz- und Thoraxchirurgie, Universitätsklinikum Münster

Fragestellung: Nach offen-chirurgischer Resektion ist die Verdrehung und Verlagerung von benachbarten Lungenlappen als seltene Komplikation bekannt. Für thorakoskopische Lappenresektion wurde sie nicht als typische Komplikation aufgeführt.

Methoden: Bei einer 73-jährigen Patienten mit fortgeschrittener COPD (Gold V) fand sich Rundherd von 2 cm Größe. Nachdem interventionell keine Diagnose gestellt werde konnte erfolgte zunächst thorakoskopisch eine Keilresektion des Tumors. Nach der Schnellschnittdiagnose eines Adenokarzinoms wurde der thorakoskopische Eingriff fortgesetzt und unkompliziert eine VATS-Lobektomie des Oberlappens rechts mit radikaler Lymphadenktomie durchgeführt. Nach frühpostoperativem unkomplizierten Verlauf zeigte sich am 2. postoperativem Tag eine Atelektase des Mittellappens im CT.

Ergebnisse: Der Mittellappenbronchus war kollabiert aber passierbar, eine Sekretverlegung lag nicht vor. Nachdem eine CPAP Maskentherapie und eine Reintubation den Befund nicht ändern konnten, erfolgte die Indikation zur Revision. Unter thorakoskopischer Sicht gelang auch jetzt keine Wiederbelüftung des Lappens, so dass eine Minthorakotomie erfolgte. Es fand sich eine Verlagerung des Mittellappens nach dorsal, durch die Biegung um die Pulmonalarterie war der Bronchus kollabiert. Die arterielle und venöse Durchblutung war nicht kompromittiert. Die manuelle Verlagerung von Unterlappen und Mittellappen reichte für eine Wiederbelüftung aus. Sicherheitshalber erfolge eine 24 stündige Nachbeatmung.

Schlussfolgerung: Das Spektrum der typischen Komplikationen nach offen-chirurgischer und thorakoskopischer Lobektomie ist verschieden. Das Fallbeispiel demonstriert, dass auch nach einer thorakoskopischen Oberlappenresektion ein Mittellappensyndrom auftreten kann, welches eine konsequente Behandlung erforderte.