Fragestellung: Nach offen-chirurgischer Resektion ist die Verdrehung und Verlagerung von benachbarten
Lungenlappen als seltene Komplikation bekannt. Für thorakoskopische Lappenresektion
wurde sie nicht als typische Komplikation aufgeführt.
Methoden: Bei einer 73-jährigen Patienten mit fortgeschrittener COPD (Gold V) fand sich Rundherd
von 2 cm Größe. Nachdem interventionell keine Diagnose gestellt werde konnte erfolgte
zunächst thorakoskopisch eine Keilresektion des Tumors. Nach der Schnellschnittdiagnose
eines Adenokarzinoms wurde der thorakoskopische Eingriff fortgesetzt und unkompliziert
eine VATS-Lobektomie des Oberlappens rechts mit radikaler Lymphadenktomie durchgeführt.
Nach frühpostoperativem unkomplizierten Verlauf zeigte sich am 2. postoperativem Tag
eine Atelektase des Mittellappens im CT.
Ergebnisse: Der Mittellappenbronchus war kollabiert aber passierbar, eine Sekretverlegung lag
nicht vor. Nachdem eine CPAP Maskentherapie und eine Reintubation den Befund nicht
ändern konnten, erfolgte die Indikation zur Revision. Unter thorakoskopischer Sicht
gelang auch jetzt keine Wiederbelüftung des Lappens, so dass eine Minthorakotomie
erfolgte. Es fand sich eine Verlagerung des Mittellappens nach dorsal, durch die Biegung
um die Pulmonalarterie war der Bronchus kollabiert. Die arterielle und venöse Durchblutung
war nicht kompromittiert. Die manuelle Verlagerung von Unterlappen und Mittellappen
reichte für eine Wiederbelüftung aus. Sicherheitshalber erfolge eine 24 stündige Nachbeatmung.
Schlussfolgerung: Das Spektrum der typischen Komplikationen nach offen-chirurgischer und thorakoskopischer
Lobektomie ist verschieden. Das Fallbeispiel demonstriert, dass auch nach einer thorakoskopischen
Oberlappenresektion ein Mittellappensyndrom auftreten kann, welches eine konsequente
Behandlung erforderte.