Pneumologie 2016; 70 - P172
DOI: 10.1055/s-0036-1572062

Antifibrotische Kombinationstherapie mit Pirfenidon und Nintedanib bei idiopathischer Lungenfibrose

L Hagmeyer 1, M Treml 2, C Priegnitz 3, WJ Randerath 4
  • 1Klinik für Pneumologie und Allergologie, Krankenhaus Bethanien gGmbH
  • 2Krankenhaus Bethanien gGmbH Solingen; Wissenschaftliches Institut Bethanien E.V.
  • 3Pneumologie, Wissenschaftliches Institut Bethanien
  • 4Klinik für Pneumologie und Allergologie, Zentrum für Schlaf- und Beatmungsmedizin, Krankenhaus Bethanien GmbH

Hintergrund: Pirfendion und Nintedanib sind zwei antifibrotisch wirksame Substanzen, die für die Therapie der idiopathischen Lungenfibrose (IPF) zugelassen sind. Bislang existieren keine Daten zur Wirksamkeit einer Kombinationstherapie. In einer ersten japanischen Phase II-Studie zur Sicherheit und Pharmakokinetik einer Kombinationstherapie fanden sich Hinweise für eine höhere gastrointestinale Toxizität und niedrigere Nintedanib-Plasmaspiegel im Vergleich zur Nintedanib-Monotherapie.

Der klinische Fall: Ein 63-jähriger Patient steht seit der Erstdiagnose einer IPF (03/2013) unter einer Dauertherapie mit Pirfenidon. Die Therapie wird gut vertragen und konsequent eingenommen. Trotz Therapie ist eine deutliche lungenfunktionelle Verschlechterung zu beobachten mit einer FVC-Einbuße von 1,0 l und einer Verschlechterung der Diffusionskapazität um 16% innerhalb von 24 Monaten. Zum Zeitpunkt der Zulassung von Nintedanib wird eine Kombinationstherapie begonnen mit vorsichtiger Auftitrierung über 6 Wochen. Seit 05/2015 werden beide Substanzen in der vollen empfohlenen Dosis eingenommen.

Ergebnisse: Die Verträglichkeit der Kombinationstherapie ist gut. Es bestehen keine anhaltenden Nebenwirkungen. Insgesamt kam es dreimal zu Erbrechen binnen 5 Monaten. Keine gastrointestinalen Nebenwirkungen mehr unter zeitversetzter Medikamenteneinnahme. Unter Kombinationstherapie ist es erstmals zu einer Stabilisierung der Lungenfunktion gekommen.

Diskussion: Es handelt sich um die erste Fallbeschreibung einer Kombinationstherapie mit Pirfenidon und Nintedanib außerhalb Japans. Möglicherweise ist bei zeitversetzter Einnahme die Kombinationstherapie gut verträglich und bei Progress unter Pirfenidon der Pirfenidon-Monotherapie überlegen. Weitere Studien sind erforderlich, um den Stellenwert einer antifibrotischen Kombinationstherapie im Vergleich zu einem Substanzwechsel zu evaluieren.