Pneumologie 2016; 70 - P57
DOI: 10.1055/s-0036-1572037

Ist Einsamkeit ein Prädiktor für den Gesundheitsstatus und den Reha-Erfolg bei COPD-Patienten?

T Reijnders 1, M Schuler 2, M Wittmann 3, D Jelusic 3, K Schultz 3, S Petersen 4, A von Leupoldt 1
  • 1Health Psychology, University of Leuven
  • 2Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, Arbeitsbereich Rehabilitationswissenschaften, Universität Würzburg; Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie, Abteilung für Medizinische Psychologie und Psychotherapie, Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften, Universität Würzburg
  • 3Klinik Bad Reichenhall der Drv Bayern Süd
  • 4Research Unit Inside, University of Luxembourg

Hintergrund: Psychische Faktoren wie beispielsweise Ängste können Verlauf und Behandlung der COPD negativ beeinflussen. Bislang ist jedoch wenig über entsprechende Einflüsse von sozialen Faktoren bekannt. Vorangegangene Studien belegen, dass subjektiv empfundene Einsamkeit ein Prädiktor für erhöhte Morbidität bei einer Reihe chronischer Erkrankungen ist, was bislang kaum für die COPD untersucht wurde. Daneben sind die Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und krankheitsspezifischen Ängsten bei der COPD unbekannt. Die vorliegende Studie untersuchte daher die Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und Behandlungsmaßen sowie krankheitsspezifischen Ängsten während eines pneumologischen Rehabilitationsprogramms (PR) in Patienten mit COPD.

Methodik: Zu Beginn und Ende eines 3-wöchigen stationären PR-Programms absolvierten 104 Patienten einen 6-min-Gehtest zur Messung der körperlichen Belastbarkeit. Zudem wurden subjektiv empfundene Einsamkeit, gesundheitsbezogene Lebensqualität und COPD-spezifische Ängste jeweils mittels validierter Fragebögen erfasst.

Ergebnisse: Multiple Regressionsanalysen zeigten, dass zu PR-Beginn höhere Einsamkeit mit verminderter körperlicher Belastbarkeit und gesundheitsbezogener Lebensqualität sowie erhöhter Angst vor körperlicher Aktivität und Krankheitsprogression einherging, auch nach Kontrolle für potentielle Effekte von Alter, Geschlecht, Lungenfunktion und Raucherstatus. Interessanterweise zeigten diejenigen Patienten, bei denen sich die Einsamkeit im Laufe der PR am stärksten reduziert hatte, auch die größten Verbesserungen hinsichtlich körperlicher Belastbarkeit, gesundheitsbezogener Lebensqualität sowie Angst vor körperlicher Aktivität und Krankheitsprogression.

Diskussion: Die Ergebnisse belegen erstmals Zusammenhänge zwischen Einsamkeit und relevanten Behandlungsmaßen sowie krankheitsspezifischen Ängsten in Patienten mit COPD. Weitere Studien sind angezeigt, um die Rolle von Einsamkeit auf den Krankheitsverlauf bei COPD näher zu untersuchen.