Pneumologie 2016; 70 - V478
DOI: 10.1055/s-0036-1571991

Die endothelspezifische Deletion des VEGF-Rezeptors (Kdr) führt zur gestörten Auflösung venöser Thromben und spielt eine Rolle in der Pathogenese der chronisch thromboembolischen pulmonalen Hypertonie

B Redwan 1, M Winter 2, S Alias 2, I Lang 2, S Fischer 1
  • 1Klinik für Thoraxchirurgie und Lungenunterstützung, Klinikum Ibbenbüren
  • 2Klinik für Innere Medizin II, Abteilung für Kardiologie, Universitätsklinik Wien

Einführung: Die chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) tritt bei 0,5 – 9% aller Patienten mit Lungenarterienembolie auf. Hierbei führt die gestörte Thrombusauflösung zu einer Persistenz der Thromben in den pulmonalen Blutgefäßen und somit zur Druckerhöhung in der Lungenstrombahn. In der Folge entwickelt sich eine chronische Rechtsherzinsuffizienz.

Die Angiogenese ist ein kritischer Prozess im Rahmen der Auflösung venöser Thromben. In der vorliegenden Arbeit wurde die Rolle der Angiogenese bei der Entstehung der CTEPH im Mausmodell und an humanen CTEPH-Thromben, welche im Rahmen von pulmonalen Endarterektomien gewonnen wurden, untersucht.

Materialen und Methoden: In einer transgenen Mauslinie mit endothelspezifischer Deletion des Kdr-Rezeptors sowie in Kontrollmäusen wurden Thrombosen in der V. cava inf. induziert. Nach postmortaler Thrombenentnahme wurde die Querschnittsfläche bestimmt. Anschließend erfolgte eine immunhistochemische Färbung der Thrombusmakrophagen und -mikrogefäße mit Zellquantifizierung.

In einer zweiten Versuchsreihe wurden humane CTEPH-Thromben untersucht. Es wurden Endothelzellen immunohistochemisch gefärbt und ausgezählt. Zusätzlich wurde die mRNA-Expression wichtiger Angiogenesemarker mittels Realtime-PCR quantifiziert.

Ergebnisse: Die endothelspezifische Deletion des Kdr-Rezeptors führte zur signifikanten Störung der Thrombusauflösung im Mausmodell mit einer signifikanten Reduktion der Mikrogefäß- und Makrophagenanzahl in den Thromben.

In humanen CTEPH-Thromben zeigte sich eine signifikant niedrigere Expression der Endothelzellen in älteren Thrombusanteilen im Vergleich zu frischen Arealen. Korrespondierend dazu fand sich eine signifikant niedrigere mRNA-Expression der Angiogenesemarker in älteren im Vergleich zu frischen Thrombusanteilen.

Schlussfolgerung: In der vorliegenden Studie konnte gezeigt werden, dass die endothelspezifische Deletion des VEGF-Rezeptors (Kdr) zur gestörten Auflösung venöser Thromben im Mausmodell führt. Korrespondierend hierzu konnte eine signifikante Abnahme der Angiogenesemaker in älteren humanen CTEPH-Thrombusanteilen demostiert werden. Die vorliegenden Ergebnisse legen nahe, dass die Hemmung der Angiogenese eine Rolle bei der Entstehung der CTEPH spielt.