Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A12
DOI: 10.1055/s-0036-1571409

Schwangerschaft nach Nieren-Transplantation

G Inci 1
  • 1Klinik für Gynäkologie, Campus Virchow-Klinikum, Charité Universitätsmedizin Berlin

Hintergrund: In der gynäkologischen und geburtshilflichen Sprechstunde stehen wir oft vor einer Herausforderung bei organtransplantierten Frauen, die lebenslang Immunsuppressive Medikamenten erhalten, optimal zu betreuen. Insbesondere die Schwangerschaftsbetreuung erfordert Erfahrung. Die deutsche Stiftung für Organtransplantation (DSO) hat veröffentlicht, dass im Jahre 2014 insgesamt 3847 Organe transplantiert wurden. Darunter wurden 2128 Nierentransplantationen durchgeführt. 809 von 2128 dieser Patienten sind weiblich und ca. 50% befinden sich im fertilen Alter.

Methoden: Deshpande et al publizierte 2011 eine Review Arbeit über Schwangerschaften nach Nierentransplantation. Sie fasste 50 Studien aus 25 Ländern im Zeitraum 2000 bis 2010 zusammen, die über Schwangerschaften nach Nieren- Tx berichteten. Insgesamt wurden über 4706 Schwangerschaften bei 3570 Nieren-Tx Patientinnen beschrieben.

Ergebnisse: Die Geburtenrate für Nieren-Tx Patientinnen lag mit 73,5% (95% CI 72,1 – 74,9)höher gegenüber der allgemeinen US-Bevölkerung mit 66,7%. Die Abortrate bei Nieren-Tx Patientinnen lag mit 14,0% (95% CI 12,9 – 15,1) niedriger bei der allgemeinen US-Bevölkerung mit 17,1%. Allerdings waren die Geburtskomplikationen deutlich häufiger: Gestationsdiabetes (8,0%, 95% CI 6,7 – 9,4),, 27,0% Präeklampsie (27,0%, 95% CI 25,2 – 28,9), 45,6% Frühgeburt (45,6%, 95% CI 43,7 – 47,5) (35,6 Wochen), niedriges Geburtsgewicht (2420 g) und Sectiorate (56,9%, 95% CI 54,9 – 58,9).

Folgerung: Die Schwangerschaftsrate lag höher in den Studien mit durchschnittlich jüngerem mütterlichen Alter. Die geburtshilflichen Komplikationen steigen, wenn der Zeitraum zwischen der Organtransplantation und der Schwangerschaft sich verkürzt. Die amerikanische Gesellschaft für Transplantation hat 2006 eine Empfehlung formuliert. Eine Schwangerschaft sollte erst 1 Jahr nach Transplantation geplant werden. Die Dosierung der immunsuppressiven Medikamente soll stabil eingestellt sein. Es dürfen keine Infektionen bestehen, die auf den Fötus auswirken könnten. Der Blutdruck muss gut eingestellt und der Serum-Kreatinin muss unter 1,5 mg/dl mit keiner oder minimaler Proteinurie definiert als weniger als 500 mg/24 Stunden sein.

Schwangerschaft nach Nierentransplantation ist möglich, allerdings sind diese Schwangerschaften mit höheren geburtshilflichen Komplikationen verbunden. Die Patientinnen benötigen eine ausführliche intensive Beratung und Betreuung.