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DOI: 10.1055/s-0035-1570305
Wertigkeit der in vivo Isolation zirkulierender Tumorzellen (CTCs) für die Behandlung und Nachsorge des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC)
Einleitung:
Die Anwendung zirkulierender Tumorzellen in der Diagnostik und Therapie des Lungen-karzinoms ist derzeit nicht etabliert. Bisher werden CTC in vitro aus Blutproben bestimmt. Anhand dieser Methoden (CellSearch) konnten nur bei ca. 30% der Patienten mit primärem Lungenkarzinom CTC detektiert werden; bei 12% der Patienten mit nichtmalignen Lungenerkrankungen wurden CTC gefunden (Tanaka 2009). Es besteht eine ungenügende Sensitivität. Nur in 19% der Patienten mit klinischen Stadium I (Frühkarzinom) wurden CTC gefunden (Tanaka 2009). Somit ist der diagnostische Wert der bisherigen Systeme zur Bestimmung von CTC fraglich. Ziel dieser Studie ist es, CTC bei Patienten mit einem primären Lungenkarzinom über einen FSMW-Kollektor (functionalized and structured medical wire) in vivo aus dem Patientenblut zu isolieren und damit deren Wertigkeit als klinischer Marker therapiebegleitend und für die Diagnostik zu verbessern.
Methode:
Der FSMW-Kollektor der Firma Gilupi wird über eine Venenverweilkanüle für 30 Minuten in den venösen Blutstrom eingebracht. Dabei erfolgt eine spezifische Bindung der CTC durch einen Antikörper an EpCAM (epithelial cell adhesion molecule). Nach der Aufbereitung werden die Proben durch ein Labor auf CTC über Immunfluoreszenz untersucht. Mindestens 40 Patienten mit einem unklaren Lungenherd bzw. einem histologisch gesicherten nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) jeden Stadiums werden eingeschlossen. Die Patienten erhalten vor der Therapie ein PET-CT (Bestimmung des SUV des Primärtumors; Detektion invisibler Fern-Metastasen). Patienten im Tumorstadium I und II werden primär operiert. Das Tu-Präparat wird auf Mutationen molekulargenetischer Marker untersucht und mit den Untersuchungen an CTC verglichen. Die Radikalität der Resektion bzw. das Vorhandensein von Mikro-Metastasen wird mit CTC (1 Woche nach OP) überprüft. Patienten mit unklaren Lungenherden werden zur definitiven histologischen Abklärung des Lungenherdes primär operiert. Ergibt die histologische Untersuchung des Herdes eine nicht-maligne Lungenerkrankung, können diese Patienten als Negativ-Kontrollen verwandt werden. Die operierten Patienten verbleiben für 2 Jahre in unserer Tumor-Nachsorge in vierteljährlichen Abständen. Zu jeder Nachsorgeuntersuchung wird eine CTC-Messung durchgeführt. Bei Rezidivverdacht bzw. ein und zwei Jahre nach der OP werden zusätzlich PET-CT, Schädel-MRT und Bronchoskopie zum Staging durchgeführt.
Ergebnisse:
Derzeit sind insgesamt 17 Patienten eingeschlossen, 13 in der Karzinom-Gruppe und 2 Patienten für die Kontrollgruppe, 2 mal wurde abgebrochen. Erste Ergebnisse liegen für 7 Patienten vor. Nachweisbar waren CTC bei allen Karzinom-Patienten. Es zeigt sich eine Reduktion der CTC durch die Operation im Stadium I und II. Es kam in 2 Fällen zu einem postoperativen Anstieg der CTC 30 Minuten nach Resektion. Eine Woche nach Resektion zeigten sich bei allen Patienten keine CTC mehr. In den ersten Nachsorgeuntersuchungen war bisher kein Anstieg von CTC nachweisbar und klinisch ergab sich ebenfalls korrelierend kein Rezidivverdacht.
Diskussion:
Die ersten Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass mittels FSMW-Kollektor CTC mit hoher Sensitivität beim LC detektiert werden können. Der Anstieg von CTC 30 Minuten nach Resektion wird als Folge der chirurgischen Manipulation gedeutet. CTC sind beim Lungenkarzinom im Frühstadium nach kurativer Resektion nach 3 Monaten nicht mehr detektierbar. Ein eventueller Wiederanstieg im weiteren Verlauf könnte sich als Nachweis eines Tumorrezidivs erweisen.