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DOI: 10.1055/s-0035-1570304
Das Projekt Weaning an der Lungenklinik Ballenststedt: Intensivmedizin meets Rehabilitation
Bis 2009 gab es an der Lungenklinik Ballenstedt keine Intensivmedizin. Wir haben sehr viele Patienten nichtinvasiv beatmet, dies aber auf einer Normalstation. 2009 haben wir begonnen, nach einem innovativen Konzept ein Weaningzentrum aufzubauen.
Kernidee dieses Konzeptes ist es, die Arbeitsinhalte der unterschiedlichen an der Patientenversorgung beteiligten Berufsgruppen und die medizinische Verantwortung für den Genesungsprozess der Patienten zu bündeln, um eine optimale Betreuung der Patienten zu jeder Zeit gewährleisten zu können.
Der übliche Ablauf im stationären medizinischen Bereich trennt Pflege, Physiotherapie, Logopädie und Mediziner in einander organisatorisch nicht verantwortliche Bereiche, die ihren spezifischen Aufgaben nachgehen. Das führt dazu, dass bei Beatmungspatienten zwar in der Regel rund um die Uhr eine Pflegekraft anwesend ist, diese sich aber nur um den pflegespezifischen Teil der Betreuung kümmert. Mobilisation ist Sache der Physiotherapie – die einmal am Tag am Patienten ist. Beatmungseinstellungen sind Arztsache – die in der Regel multiple Patienten haben und kaum Zeit sich intensiv auf einen zu konzentrieren. Logopädie ist in aller Regel überhaupt nicht vorhanden.
Das Gesundheitswesen in Deutschland steht vor dem Problem, dass wir mit immer weniger Personal immer mehr Patienten durch diese immer gleichbleibenden Strukturen schleusen müssen. Deshalb entstehen immer mehr Langzeitbeatmungen. Mit den konventionellen Aufgabenverteilungen ist dem Problem nicht beizukommen. Deshalb haben wir einen neuen Weg kreiert.
Um chronisch kritisch kranke Patienten optimal betreuen zu können – und ihnen damit die Chance auf ein Leben außerhalb des Settings einer Intensivstation bieten zu können – muss kontinuierlich rehabilitativ mit ihnen gearbeitet werden. Das ist nur umsetzbar, wenn statt gelegentlicher konsiliarischer Besuche die Inhalte der Frührehabilitation von jemandem erbracht werden der ständig am Patienten ist. Da es wirtschaftlich unrealistisch ist, dafür Physiotherapeuten oder Logopäden zusätzlich einzustellen, müssen deren Aufgaben in die Pflegeroutine übernommen werden.