RSS-Feed abonnieren
DOI: 10.1055/s-0035-1570300
Möglichkeiten und Grenzen ambulanter Betreuung bei nichtinvasiver Beatmung (NIV)
Einleitung:
Angesichts der Zunahme von Patienten mit NIV, stellt sich die Frage, was Kontrollen in der pneumologischen Facharztpraxis leisten können. Ärztliche Kontrollen erfolgen bisher auch bei stabilen Patienten meist im Beatmungszentrum.
Methodik:
Am 31.12.2014 wurden die in unserer Praxis betreuten Patienten mit NIV (> 6 Mo) erfasst. Es erfolgte eine retrospektive Analyse der Versorgung. Patienten mit OSAS und einem pCO2 < 50 mmHg am Tag wurden ausgeschlossen. Nach dem Zeitpunkt der letzten stationären Kapno wurden zwei Gruppen gebildet: A vor > 12 Mo und B vor < 12 Mo. Die Indikation zur Kapno wurde nach Hyperkapnie – Symptomatik, Tages- pCO2 und Patientenwunsch gestellt.
Als Maß für die Effektivität der Beatmung diente der pCO2 gemessen 1. vor Beginn der NIV, 2. nachts bei der letzten Kapno und 3. bei Kontrolle in der Praxis am Tag. Die Ergebnisse wurden mit dem T-Test für gepaarte Stichproben geprüft.
Ergebnisse:
Es fanden sich 24 Patienten (11 m, 13 w) mit NIV im Alter von Ø 70,5 (50 – 84)J. Die NIV wurde seit Ø 81 (7 – 228) Mo durchgeführt. Bei 32% bestand eine KS, 24% OHS, 24% TW und 20% COPD. Die letzte Kapno lag Ø 19,2 (1 – 67) Mo zurück. Bei 12 von 24 Patienten war nach der Ersteinstellung eine Therapieänderung der NIV notwendig, diese lag Ø 46 (3 – 98) Mo zurück. Die pCO2-Werte waren initial erhöht, unter NIV nachts normalisiert und stiegen am Tag gering an (54,9; 40,3: 44,7 mmHg; #). In Gruppe A mit letzter Kapno vor Ø 33 (13 – 67) Mo und letzter Therapieänderung vor Ø 62 (26 – 98) Mo fanden sich gleiche Änderungen der pCO2-Werte (56,2; 40,9; 43,5 mmHg), wobei die nur Differenz zwischen pCO2 bei der Kapno und bei der Kontrolle am Tag nicht signifikant war. In Gruppe B mit letzter Kapno vor Ø 5,6 (1 – 10) Mo und letzter Therapieänderung vor Ø 41 (3 – 97) Mo waren die Unterschiede der pCO2-Werte alle signifikant (52,5; 39,6; 44,1 mmHg, #).
Diskussion:
Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass die Beatmungseffektivität gemessen an pCO2-Werten am Tag bei stabilen Patienten unabhängig von der Häufigkeit stationärer Kapnografien vergleichbar ist. Es muss hinterfragt werden, ob die Ergebnisse bei einem größeren Anteil an COPD-Patienten reproduzierbar wären, da wiederholte Exacerbationen zu instabilen Verläufen führen könnten. Die Frage, wie oft und mit welchen Methoden stabile NIV-Patienten kontrolliert werden sollten, muss in Zusammenarbeit zwischen Beatmungszentrum und niedergelassenem Pneumologen vereibart, idealerweise in Studien geklärt werden.
Abkürzungen: NIV: nicht invasive Ventilation, KS: Kyphoskoliose, TW: restriktive Thoraxwanderkrankung; OHS: Obesitas Hypoventilationssyndrom, OSAS: obstruktives Schlafapnoesyndrom, #: signifikant mit p < 0,05, m: männlich, w: weiblich, Ø: durchschnittlich, Mo: Monate, J: Jahre, Kapno: Kapnografie.