Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A23
DOI: 10.1055/s-0035-1570060

Beurteilung der Stabilität von Uterusnarbengewebe bei Z.n. Sectio caesarea (SC) mittels quantitativer Sonografie

G Seliger 1, K Chaoui 1, C Kunze 2, KV Jenderka 3, SD Costa 4, M Tchirikov 1
  • 1Klinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 2Klinik für Diagnostische Radiologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
  • 3FB Ingenieur- und Naturwissenschaften, Hochschule Merseburg
  • 4Universitätsfrauenklinik Magdeburg

Fragestellung: Die Sectiorate in Deutschland stagniert auf hohem Niveau: 32,7% (2013). Bundesweit wurden 2013 konsekutiv ca. 53.000 Re-Sectiones (Re-SC) durchgeführt. In über 50% dieser Fälle ist die dokumentierte Indikation für eine Re-SC alleinig der Z.n. SC und somit u.a. die Befürchtung einer Narbenruptur. Es fehlen den pränatal aufklärenden Ärzten objektive Befunde und valide Studiendaten, die eine risikoadaptierte Beratung ermöglichen. International wird davon ausgegangen, dass kein einzelner Cut-off-Wert für die Stärke des unteren Uterinsegmentes (LUS) definiert werden kann, der Pat. mit erhöhtem Uterus-Rupturrisiko von Pat. mit vertretbarem Risiko trennt. Andere Faktoren – wie die funktionelle Elastizität des Uterusnarbengewebes – wurden bisher nicht in ausreichendem Maße untersucht. Wie hängen Stärke bzw. funktionelle Elastizität des Uterusnarbengewebes und die Stabilität der Uterusnarbe bei Z.n. SC zusammen?

Methoden: In vivo: Das LUS inkl. Uterusnarbe wird sonografisch präoperativ vermessen. Zusätzlich wird die Uterusnarbe mittels quantitativem US untersucht und der Elastizitätsmodul (Young's modulus, YM) berechnet. Zum Einsatz kommt die Point shear-wave elastography (pSWE = acoustic radiation force impulse (ARFI) quantification; Siemens Acuson S3000, Philips EPIQ 7, Toshiba Aplio 500). YM ist ein Kennwert, der den Zusammenhang zwischen Spannung und Dehnung (Steifigkeit) i.R. der Verformung eines Materials bei linear elastischem Verhalten beschreibt. Intraoperativ: US-gestützte Vermessung und Präparation des LUS sowie Exstirpation der Uterusnarbenregion. In vitro: Unmittelbar nach Exstirpation wird das Narbengewebe zunächst erneut quantitativ sonografisch vermessen und der Elastizitätsmodul ex vivo (dynamisch) berechnet. Es schließt sich der Zug-Dehnungs-Versuch an. Ein Zugprüfsystem dehnt das Uterusnarbengewebe schrittweise (Simulation von Uterus-Kontraktionen) – bei gleichzeitiger Protokollierung der Kraft mittels Sensor. Online wird aus den Messwerten ein Kraft-Weg-Diagramm erstellt, und die Hooke'sche Gerade ermittelt. Man berechnet den Anstieg der Geraden (statisch-komplexer Gewebe-Elastizitätsmodul = Stiffness, S), Yield Point (Beginn plastischer Verformung) und Break point (Bruchdehnung).

Ergebnisse: Präliminäre Daten zur Korrelation (Pearson's partial correlation) der sonografisch-quantitativen Sectio-Narben-Untersuchungen (YM-Mean: 10,8 kPa) versus funktioneller Elastizitäts-Marker (S-Mean: 1,2 MPa) werden vorgestellt.

Schlussfolgerung: Es soll i.R. einer multizentrischen Studie geprüft werden, ob sich die Stabilität der Uterusnarbe bei Z.n. SC durch den Einsatz der quantitativen Sonografie genauer vorhersagen lässt.