Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A11
DOI: 10.1055/s-0035-1570048

Brustkrebssubtypen und Überleben – Analyse von Daten aus einem klinischen Krebsregister

EC Inwald 1, M Koller 2, M Klinkhammer-Schalke 3, F Zeman 2, F Hofstädter 4, M Gerstenhauer 3, O Ortmann 1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universität Regensburg, Caritas Krankenhaus St Josef, Regensburg
  • 2Zentrum für Klinische Studien, Universität Regensburg
  • 3Tumorzentrum Regensburg, An-Institut der Universität Regensburg
  • 4Johannes Kepler Universität Linz

Einleitung:

Zur besseren tumorbiologischen Klassifikation von Mammakarzinomen und Therapieentscheidung sind Genexpressionsanalysen in der Diskussion. Dazu liegen bis dato keine Daten aus prospektiv randomisierten Studien vor, sodass in der klinischen Routine klassische Prognosefaktoren verwendet werden. In der vorliegenden Studie wurde untersucht ob die klassischen histopathologischen bzw. immunhistochemischen Analysen, d.h. Östrogenrezeptor (ER), Progesteronrezeptor (PR), HER-2 und Ki-67, ermöglichen, die Subtypen Luminal A, Luminal B, Basalzelltyp und HER2-Subtyp zu beschreiben. Zusätzlich sollte geprüft werden, ob sich die Einteilung in die verschiedenen Subtypen auf das Überleben auswirkt. Da es für Ki-67 noch immer keine allgemein anerkannten Cut-off Werte gibt, wurde eine Analyse der routinemäßigen Bestimmung und der Bedeutung von Ki-67 als Prognoseparameter durchgeführt.

Material und Methoden:

Eingeschlossen wurden Patientinnen mit einem primären, nicht-metastasierten invasiven Mammakarzinom. In die Analyse von ER, PR und HER-2 wurden Daten von 7.065 Patientinnen im Diagnosezeitraum zwischen 2000 und 2012 einbezogen. Für die Untersuchung von Ki-67 wurden 4.692 Patientinnen im Diagnosezeitraum zwischen 2005 bis 2011 analysiert. Es wurden multivariable Analysen zum krankheitsfreien und Gesamtüberleben durchgeführt. Dazu wurden Daten des klinischen Krebsregisters des Tumorzentrums Regensburg verwendet.

Ergebnisse:

Die klassischen histopathologischen Parameter, d.h. ER, PR, HER-2 und Ki-67, konnten klassifiziert als 4-IHC-Score den vier Subtypen Luminal A, Luminal B, Basalzelltyp und HER2-Subtyp zugeordnet werden. Der häufigste Subtyp war Luminal A (N = 2.102 Patientinnen, 48,4%). Die besten Überlebensraten (ÜR) zeigten Patientinnen mit Luminal A Karzinomen sowohl in der Prä- als auch in der Postmenopause (7-Jahres-ÜR 97,7% versus 85,3%). Patientinnen mit Luminal B und HER2-Subtyp zeigten vergleichbare ÜR, wobei prämenopausale Patientinnen einen deutlichen Überlebensvorteil aufwiesen.

Ki-67 war in der multivariablen Analyse sowohl bezüglich des rezidivfreien Überlebens (DFS) als auch des Gesamtüberlebens (OS) ein unabhängiger prognostischer Parameter (P = 0,001). Unsere Auswertungen ergaben, dass Ki-67 Werte zwischen 0 und 15% in nicht-linearer Relation zum DFS und OS stehen, wohingegen sich ab einem Ki-67 Wert > 15% ein linearer Zusammenhang zeigte.

Schlussfolgerung:

Mittels 4-IHC-Score lassen sich unter Routinebedingungen valide Zuordnungen von primären Brustkrebserkrankungen zu molekularen Subtypen machen. Daten aus qualitativ hochwertigen klinischen Krebsregistern sind neben der Darstellung von Versorgungsqualität geeignet, populationsbezogene wissenschaftliche Fragestellungen zu klären.