Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - A5
DOI: 10.1055/s-0035-1570042

Ausgewählte Aspekte zyklusabhängiger Erkrankungen

B Böttcher 1
  • 1Universitätsklinik für Gyn. Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Department Frauenheilkunde, Medizinische Universität Innsbruck, Innsbruck

Die hormonellen Veränderungen im weiblichen Zyklus beeinflussen eine Vielzahl der Körperfunktionen und können spezifische Erkrankungen hervorrufen bzw. deren Symptomatik verstärken. Eine klassische zyklusabhängige Erkrankung ist die Dysmenorrhoe. Dieses häufige Krankheitsbild ist hinsichtlich der Pathogenese und Pathophysiologie noch nicht vollständig verstanden. Im Rahmen einer multizentrischen Studie haben wir intrauterine Druckmessungen bei Patientinnen mit Dysmenorrhoe am ersten Zyklustag durchgeführt. Hierbei zeigte sich, dass bei einer Kontraktion ein Druck bis zu 300 mmHg erreicht wurde, was einer Geburtswehe entspricht. In dieser Studie wurde als neuer kausaler Therapieansatz ein Prostaglandinrezeptorinhibitor intravenös über die Dauer von drei Stunden infundiert. Über diesen Zeitraum zeigte sich eine Abnahme der maximal erreichten Druckwerte und eine subjektive Beschwerdebesserung der Patientin. Diese Therapie ist vielversprechend und gut anwendbar, wenn sich eine nicht-intravenöse Darreichungsform der Substanz etablieren lässt. Eine weitere Therapieoption ist die Anwendung eines Gestagens – in einer weiteren multizentrischen Studie wurde die Wirkung von Dienogest bei Adoleszentinnen mit Dysmenorrhoe untersucht. Hierbei zeigte sich eine deutliche Besserung der Schmerzsymptomatik und der Lebensqualität. Die Knochendichte, die als Sekundärparameter gemessen wurde, veränderte sich im Verlauf von zwei Jahren nicht signifikant. Die Mädchen führten ein elektronisches Schmerztagebuch, um eine mögliche reduzierte Lebensqualität durch die Dysmenorrhoe zu erfassen. Wir haben in zwei weiteren Studien die Lebensqualität in unserem Patientinnenkollektiv bei Patientinnen mit gesicherter Endometriose und beim polycystischen Ovarsyndrom (PCOS) im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe untersucht. Diese Kontrollgruppe zeigte signifikant bessere Werte in den Subskalen allgemeines Gesundheitsbefinden, Vitalität und emotionale Faktoren im Vergleich zu Patientinnen mit Endometriose. Bei PCOS-Patientinnen fielen reduzierte Werte im Hinblick auf emotionale Faktoren, Hirsutismus, Unfruchtbarkeit und menstruelle Probleme auf. Weitergehend haben wir die Hautdicke ultrasonographisch bei PCOS- Patientinnen gemessen: Diese war bei den Patientinnen signifikant dicker als bei der gesunden Kontrollgruppe, wodurch deutlich wird, wie weitreichend die hormonellen Veränderungen zyklusabhängiger Erkrankungen sein können.

Diese weitreichenden Effekte möchten wir für die primäre Dysmenorrhoe demonstrieren. Hierfür führen wir eine Studie mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie durch. Zwischen dem ersten und fünften Zyklustag wird ein viszeraler Schmerzreiz durch einen rektal gelegten Ballon ausgelöst und zerebralen Prozesse untersucht. Gleichzeitig erfolgt eine Korrelation der zerebralen Aktivitätsmuster mit Angst- und Depressionsscores sowie die Erfassung der subjektiven Schmerzwahrnehmung bei Patientinnen mit Dysmenorrhoe im Vergleich zu gesunden Probandinnen. In den ersten Auswertungen zeigte sich eine verstärkte Aktivierung der Insel und des dorsolateralen präfrontalen Kortex. Weitere Ergebnisse der noch laufenden Studie werden auf der Tagung präsentiert.