veterinär spiegel 2016; 26(01): 16-25
DOI: 10.1055/s-0035-1568265
Nutztiere & Pferde
Management der Milchkuh
Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Milchbestandteile als Biomarker für das Energiedefizit hochleistender Milchkühe in der Frühlaktation

Wilfried Brade
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Publication Date:
14 March 2016 (online)

Kurz vor der Abkalbung und mit beginnender Laktation befindet sich die hochleistende Milchkuh individuell unterschiedlich lange in einer negativen Energiebilanz (NEB). In dieser Phase sind Milchkühe in der Lage, Körperfett- und Körperproteinreserven für die Milchbildung heranzuziehen. Diese Eigenschaft ist keineswegs pathologisch, sondern eine genetisch determinierte Strategie, mit deren Hilfe die Stoffwechselleistung laktierender Muttertiere gesteigert werden kann. Die Strategie bleibt jedoch nicht ohne Risiko für die laktierende Hochleistungskuh, da sich leicht auch Störungen, vor allem des Lipidstoffwechsels, bei einer lang andauernden und starken NEB einstellen können. Das Vermeiden unerwünschter Folgen der NEB in der Frühlaktation erfordert besondere Beachtung auch in der tierärztlichen Bestandsbetreuung. Von besonderem Interesse sind leicht zugängliche Marker zur routinemäßigen Bewertung des Energiestatus hochleistender Milchkühe. Hier bieten sich zunehmend auch ausgewählte Milchbestandteile an. Nachfolgend sollen solche Milchbestandteile aufgezeigt und bewertet werden, die als Marker für die Energiebilanz (EB) bei hochleistenden Milchkühen in der Frühlaktation von zunehmendem Interesse sind.