Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P11_11
DOI: 10.1055/s-0035-1566706

Schwangerschaftsoutcome in Abhängigkeit von maternalen Serum-AFP

K Bartkute 1, J Wisser 1, J Kurmanavicius 1
  • 1UniversitätsSpital Zürich, Geburtshilfe, Zürich, Switzerland

Mütterliche Serum-AFP (AFP) Konzentrationen werden seit über 40 Jahren zum Screening für Neuralrohrverschlussstörungen und Körperoberflächendefekte des Feten eingesetzt. Erhöhte AFP sind auch assoziiert mit plazentaren Schwangerschaftskomplikationen. Aufgrund der niedrigen Sensititivität des erhöhten AFP ist der Test als Screeningmethode verlassen worden.

Ziel der Studie war die Evaluation des Schwangerschaftsoutcomes in Abhängigkeit vom AFP.

Methoden: Die Studie basiert auf Schwangerschafts-und Geburtsdaten von 5250 Frauen, die zwischen 1999 – 2014 am USZ geboren haben. Eingeschlossen wurde alle Frauen, bei denen sowohl die AFP im zweiten Trimenon als auch der Schwangerschaftsoutcome bekannt waren. Schwangerschaftskomplikationen (SK) wie fetale Fehlbildungen, Wachstum unter der 5. Perz. für das Schwangerschaftsalter (SGA) und intrauteriner Fruchttod wurde in Abhängigkeit vom AFP analysiert. Dabei wurde die AFP-Werte in 3 Gruppen eingeteilt: Erhöhte AFP > 2,5 multiples of the median (MoM), Normalwerte 0,5 – 2,49 und erniedrigte Werte < 0,5.

Ergebnisse: In der Gruppe der erhöhten AFP (N = 46) 16 (34,8%) Schwangerschaften waren mit SK asssoziiert, während 30 ohne SK waren (p < 0,05). Die Verteilung der SK in Abhängigkeit von den 3 Kategorien des AFP sind in Tab. 1 dargestellt.

Tab. 1: Verteilung d. Schwangerschaftskomplikationen

AFP Value

≥2,5 MoM

0,5 – 2,49 MoM

< 0,5 MoM

Anzahl

46 (0,87%)

5036 (95,92%)

168 (3,20%)

Fehlbildung Anzahl

8 (17,39%)

86 (1,70%)

3 (1,79%)

p < 0,0001

- Spina bifida

2 (17,39%)

2 (0,04%)

0

p < 0,0001

- Oberflächenstrukturdefekt

0

9 (0,18%)

1 (0,59%) 1

p > 0,05

SGA

5 (10,87%)

231 (4,43%)

p < 0,05

Schlussfolgerung: In der Gruppe mit erhöhtem AFP finden sich signifikant mehr fetale Fehlbildungen und Wachstumsretardierungen im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen, in denen wir einen dem Erwartungswert entsprechende Zahl von SGA's finden. Andererseits finden sich Neuralrohrverschlussstörungen und fetale Oberflächenstrukturdefekte auch in der Gruppe mit normalem und erniedrigtem AFP. Der Ausschluss einer fetalen Fehlbildung wird heute durch eine Ultraschalluntersuchung geführt. Schwangere mit einem erhöhten AFP ohne Nachweis einer fetalen Fehlbildung sollten aufgrund des signifikant erhöhten Risikos für ein SGA engmaschig in der zweiten Schwangerschaftshälfte kontrolliert werden.