Fallbeispiel 1: Eine 29-jährige Patientin, IV G/III P wird mit 22 + 3 SSW wegen Oligohydramnion zugewiesen.
Sonografischer Befund: Querlage, Vorderwandplazenta, Anhydramnion, Herzaktion positiv, Gewicht ca. 300 g
(< 3. Perzentile), Nieren bds. unauffällig, Harnblase minimal gefüllt.
Klinische Untersuchung: kein Anhalt für Fruchtwasser-Abgang, AmniSure-Test: negativ.
SS-Verlauf: Bei der infausten Prognose aufgrund des Anhydramnions war die Schwangerschaftsbeendigung
eine der möglichen Optionen. Nach ausführlicher Beratung des Paares erfolgte eine
Fruchtwasserauffüllung mit 175 ml NaCl 0,9%. Die Fruchtwassermenge bleibt im weiteren
Schwangerschaftsverlauf im unteren Normbereich.
Mit 38 + 1 SSW Spontangeburt eines lebensfrischen weiblichen Neugeborenen, APGAR 9/10/10,
pH 7,30, Gewicht: 2870 g (10.-25. Perz.), Länge: 49 cm, Kopfumfang: 33 cm. Der postnatale
Verlauf war unauffällig.
Fallbeispiel 2: Eine 32-jährige Patientin, I G/0 P wird wegen Oligohydramnion mit 24 + 0 SSW zugewiesen.
Die Schwangerschaft ist seit 2 Tagen bekannt. Die Patientin wurde wegen eines inflammatorischen
Mammakarzinomes operiert, anschließend wurde eine Radiatio während der unbekannten
Frühschwangerschaft durchgeführt sowie eine Tamoxifen und Trastuzumab durchgeführt.
Sonographischer Befund: Intrauterine zeitgerecht entwickelte Schwangerschaft, I. Schädellage, HW-Plazenta,
Oligohydramnion (FWI 3,5), Unauffällige utero-plaznetare Dopplerwerte, Gewicht ca.
633 g (28. Perz.)
SS-Verlauf: 24 + 2 SSW: stationäre Aufnahme zur Lungenreifeinduktion. Komplikationslose Fruchtwasserauffüllung
mit 100 ml Glucose 2,5%-NaCl 0,45% SALVIA.
25 + 3 SSW: I. BEL, Oligohydramnion FWI 2,0 cm → erneute komplikationslose Fruchtwasserauffüllung
mit 200 ml. Der weitere SS-Verlauf zeigt einen zeitgerecht entwickelten Feten bei
einer Fruchtwassermenge konstant im unteren Normbereich.
Zusammenfassung: Die therapeutische Fruchtwasserauffüllung ist in Einzelfällen bei scheinbar infauster
fetaler Prognose eine effiziente Therapieoption.