Frühzeitiger Kinderschutz hat in Deutschland an Bedeutung gewonnen. Zwischen 2008
und 2010 wurde in Hamburg das stationäre soziale Frühwarnsystem, Babylotse Hamburg,
implementiert. Sozialpädagoginnen, sog. Babylotsen (BL), erfassten in der Geburtsklinik
Marienkrankenhaus psychosozial belastete Familien kurz vor oder nach der Geburt. Bei
Hilfebedarf bahnten die BL die strukturierte Überleitung an Einrichtungen der Frühen
Hilfen und des Regelsystems. Geprüft wurden die Wirksamkeit des Kinderschutzes und
die Verbesserung der Lebenssituation der betroffenen Familien. Ziel war auch die Entwicklung
eines praxisnahen Instrumentariums zur standardisierten Implementierung des Programms
BL in anderen Geburtskliniken deutschlandweit. Der Wirksamkeitsnachweis des BL Programms
wurde anhand einer Gesundheitsprüfung der Kinder im Längsschnittdesign geführt. Ein
Jahr nach Geburt wurden analysiert: der Gesundheitszustand des Kindes, die Eltern-Kind-Bindung,
die Familienbefindlichkeit, der Pflegestand und Sozialraumprobleme. Bei der Gesundheitsprüfung
wurde die von Babylotsen begleitete Gruppe mit einer randomisierten Teilstichprobe
der unauffälligen Kontrollgruppe verglichen. Angewandt wurden Datenanalyse, persönliche
und telefonische Befragungen, Gesundheitscheck, Fremde-Situations-Test. Die Evaluation
des BL Projektes zeigte eine breite Akzeptanz des Programms. Die eingesetzten Screening-
und Clearinginstrumente erscheinen valide. Familien der Interventionsgruppe (mit BL
Begleitung) im Vergleich zur Kontrollgruppe (ohne BL Bedarf) zeigten keinen signifikanten
Unterschied in der kindlichen Entwicklung und Verhalten, dem Pflegezustand, der Versorgungssituation,
der familiären Lebenszufriedenheit und der Teilnahme an pädiatrischen Vorsorgeuntersuchungen.
Signifikante Unterschiede gab es beim Vergleich der Probanden- und Kontrollgruppe
bei sozialen Problemen. Längerdauernde Unterstützungsmaßnahmen sind in diesen Familien
erforderlich.