Z Geburtshilfe Neonatol 2015; 219 - P09_6
DOI: 10.1055/s-0035-1566676

Atypischer Verlauf eines zunächst akuten HELLP-Syndroms

A Friedland 1, A Worms 1, T Dimpfl 1
  • 1Klinikum Kassel, Frauenklinik, Kassel, Germany

Bei einem HELLP-Syndrom sind fluktuierende Schübe, mit Remissionen in bis zu 46% der Fälle oder Exazerbation innerhalb von Stunden möglich.

Aufnahmebefund: 36-jährige G1 kam in der 24 + 3 SSW. wegen eines akuten HELLP-Syndroms als Verlegung zur Aufnahme. RDS extern durchgeführt.

Bei Aufnahme Blutdruck unter 3 × 250 mg Presinol über 140/100, starke rechtsseitige Oberbauchbeschwerden.

Im Aufnahmelabor GOT 211 U/l, GPT 229 U/l, LDH 490 U/l, Thrombozyten 102 000, sFlt-1 16674, PlGF 24, Quotient 702.

Extreme fetale Retardierung < 3. Perzentile (455 g), pathologischer uteriner, normaler umbilicalem Doppler.

Verlauf: Aufgrund der frühen SSW. und des aktuellen Gewichtes Entschluss zu einem abwartenden Vorgehen in Sectiobereitschaft bei engmaschiger Kontrolle sämtlicher Parameter.

6h nach Aufnahme Thrombozytenabfall auf 89 000, nach iv. Gabe von jeweils 32 mg Urbason sofort und am Folgetag im weiteren Verlauf normale Thrombozytenzahl.

Bei fluktuierenden Schüben der rechtsseitigen Oberbauchbeschwerden kam es bei unauffälliger Lebersonografie immer wieder zur Erhöhung der Transaminasen, welche jedoch ab der 27 + 5 SSW. im Normbereich lagen.

Nach einem zwischenzeitlichen Abfall des PlGF auf 11 und einer Erhöhung des Quotienten auf 1211 betrugen in der 27 + 0 SSW. sFlt-1 18783, PlGF 31 sowie der Quotient 931.

Ab der 27 + 5 SSW. stand nur noch die fetale Retardierung mit weiterer mäßiger Gewichtszunahme im Blickpunkt.

In der 31 + 0 SSW. kam es zu einer fulminanten Ödemausbildung verbunden mit einem Blutdruckanstieg sowie einem Oszillationsverlust im CTG, so dass die primäre Sectio caesarea erfolgte. Weibliches NG, 840 g, 33 cm, Apgar 8/9/10, pH 7,35, BE -3,4.

Plazentahistologie unauffällig.

Fazit: Die Prolongation der Schwangerschaft war primär dem sehr frühen Schwangerschaftsalter sowie der extremen fetalen Retardierung geschuldet. Die unter engmaschigen Kontrollen und Überwachung beobachtete Remission des zunächst akuten HELLP-Syndroms begünstigte den Verlauf über 47 Tage hinweg.